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Konrad H. Jarausch/Martin Sabrow: Verletztes Gedächtnis: Erinnerungskultur und Zeitgeschichte im Konflikt
Antragsteller
Professor Dr. Christoph Kleßmann
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5390080
Das Anliegen dieses Bandes ist es, eine Debatte über das Verhältnis von öffentlicher Erinnerungskultur und wissenschaftlicher Erforschung der Zeitgeschichte anzustoßen. Die Beschäftigung mit dem individuellen oder kollektiven Gedächtnis ist in Deutschland besonders problematisch, da sich das soziale Gedenken weniger auf positive Entwicklungen als auf die negative Hinterlassenschaft der beiden Diktaturen bezieht. Die wissenschaftliche Zeithistorie, die sich als rationale Kontrolle des Geschichtsbewußtseins versteht, steht diesen Entwicklungen oft hilflos gegenüber, da sie das Erinnerungsbedürfnis zu lange ignoriert hat. Zwei einleitende Beiträge (Jarausch und Hockerts) thematisieren die Spannung zwischen der scheinbaren Authentizität medialisierter Erinnerung und dem wissenschaftlichen Anspruch auf faktisch genaue Rekonstruktion der Vergangenheit. Ein erstes Paar von Essays (Fritzsche und Hardtwig) diskutiert Eigenarten literarischer Vergegenwärtigungen deutscher Leidensgeschichte, während das nächste Duo von Aufsätzen (Sabrow und Jessen) das wissenschaftliche Objektivitätsgebot durch Betonung der Zeitzeugenschaft von Historikern relativiert. Ein weiteres Paar von Beiträgen (Bodemann und Zimmermann) diskutiert die unterschiedlichen Tendenzen israelischer und deutscher Holocausterinnerungen und eine letzte Gruppe von Kapiteln (Mühlberg und Schildt) kontrastiert die Wandlungen ostdeutscher und westdeutscher Erinnerungskulturen wie Historikerinterpretationen. Durch diese unterschiedlichen Blickachsen plädiert der Band gleichzeitig für eine stärkere Berücksichtigung der Zeitgeschichtsschreibung in der Erinnerungskultur wie eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem öffentlichen Gedenken von seiten der Zeithistoriker.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen