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Homo oeconomicus: Studien zur Modellierung eines neuen Menschenbilds in der englischen Literatur vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2003 bis 2004
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5391620
 
Die vorliegende Studie untersucht die Entstehung eines für die Jetztzeit bestimmenden Menschenbildes: dem des Homo oeconomicus. Sie geht davon aus, dass literarische Texte in ihrer Modellhaftigkeit in besonderem Maße Einblicke in mentalitätsgeschichtlich bedeutsame Veränderungen gesellschaftlicher Werte und Normen erlauben. Dabei geht sie über einen rein motivgeschichtlichen Ansatz hinaus, der etwa einer diachronen Studie zum sich verändernden Bild des Händlers, Kaufmanns oder geld- und profitorientierten Menschen in der Literatur anstreben würde. Der Homo oeconomicus wird in Anlehnung an Max Weber als Idealkonstrukt eines Menschentypus verstanden, der stark von individualistischen, auf Profitmaximierung, Selbstbereicherung und Eigennutz bestimmten Vorstellungen geprägt ist. Im Sinne des interdisziplinär ausgerichteten New Historicism werden dabei die vielfältigen und komplexen Beziehungsgeflechte zwischen "Klassikern" des Themas (etwa Shakespeares "The Merchant of Venice" und Defoes "Robinson Crusoe") und unbekannteren, literarisch zweit- oder drittrangigen Texten bzw. anderen, nicht-literarischen "Texten" (expositorische Schriften, Dokumente, Gemälde etc.) in einen dialogischen Erkenntniszusammenhang gebracht. Dadurch wird der simple Eindruck einer teleologischen, linearen Entwicklung von der Ablehnung, gar Verdammung des Homo oeconomicus im Mittelalter über die Aufwertung in der frühen Neuzeit bis hin zur Etablierung als neues "model of man" im 18. Jahrhundert erschwert; der Aufstieg des Homo oeconomicus erscheint vielmehr als eine von mentalitätsgeschichtlichen Brüchen, Widersprüchen und Paradoxien bestimmte Entwicklung, die sich weiterhin in starken Polarisierungstendenzen bei seiner Bewertung niederschlägt.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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