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Von Epistemic Injustice zu Epistemic Awareness. Prozessbasierte Methoden-forschung zu Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 539293243
 
Das vorliegende Projekt wurde ursprünglich als ein Forschungsprojekt aus drei miteinander verzahnten Teilen eingereicht; mit dem jetzigen Antrag liegt eine überarbeitete Version für zwei Teilprojekte und die Konzentrierung auf epistemische Methodenforschung vor. Ausgangspunkt ist ein Problem, das sich im Wissen oder besser Nicht-Wissen um das Phänomen geschlechtsspezifische Gewalt in der katholischen Kirche bündeln lässt. Bislang gibt es nur wenig Forschungen zum Themenfeld Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche. Hinzu kommt, dass eine aktenbasierte Forschung (wie z.B. bei der sog. MHG-Studie) kaum möglich ist, da Missbrauch an erwachsenen Frauen häufig nicht unter diesem Stichwort archiviert wurde - oder gar nicht als solcher anerkannt: weder von den Täter*innen noch von den Betroffenen oder den kirchlich Verantwortlichen. Bisherige theologische Vorarbeiten zum Konzept epistemic injustice der US-amerikanischen Philosophin Miranda Fricker haben erwiesen, dass die beteiligten Personen unterschiedlichen Dynamiken epistemischer Ungerechtigkeit unterliegen, die zu Verschleierung, Vertuschung und zum "Vergessen" der Taten führen - inkl. Unauffindbarkeit z.B. in historischen Quellen. Das gemeinsame Ziel unseres Forschungsvorhabens besteht darin, in transdisziplinärer Kooperation von Theologie und Digital Humanities eine differenzierte Methode zu entwickeln und in der theologischen Missbrauchsforschung zu etablieren, die verstecktes und subversives Wissen über Missbrauchstaten in schriftlichen Quellen zu heben hilft. Wir nennen diese Methode "epistemic awareness" (Arbeitstitel). Das technologische Teilprojekt hat zum Ziel, einen Web-Crawler zu entwickeln, mit dem aufgrund der Erkenntnisse bisheriger theologisch epistemischer Forschungen "unsichtbares" Material gefunden werden kann, um weltweit verstreute Daten, einschlägige Medienberichte, Biographien und Fachartikel zu Gewalt gegen Frauen in der katholischen Kirche zu finden und diese Quellen strukturiert für die Forschung zugänglich zu machen. Das theologische Teilprojekt identifiziert (u.a. in Kooperation mit TP1, auf Basis der Ergebnisse des Crawlers) Wissen über Missbrauch, das durch Formen epistemischer Ungerechtigkeit nicht eindeutig als solches erkennbar ist. Es dekonstruiert die zugrunde liegenden Strukturen und Mechanismen, und liefert so ein tieferes Verständnis der Wirkweisen von epistemic injustice im Kontext von Missbrauch erwachsener Frauen in der katholischen Kirche, mit dem Ziel, weiteres bisher unbekanntes Material zu finden und dessen subversive und versteckte Wissensgehalte in das eigene Forschen zu integrieren. Das Besondere an dem vorliegenden Forschungsprojekt liegt in der reziproken und prozessorientierten Arbeitsweise der beiden Forschenden, die ein bislang kaum erforschtes Themenfeld in methodischer, technologischer und inhaltlicher Hinsicht innovativ bearbeiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Christian Wolff
 
 

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