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Identifizierung von Schreiberhänden in Notenhandschriften des 18. Jh. mit Werkzeugen der modernen Informationstechnologie

Fachliche Zuordnung Theoretische Informatik
Förderung Förderung von 2003 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5396396
 
Vom späten 17. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Kompositionen überwiegend auf handschriftlichem Wege vervielfältigt und verbreitet. Entstehungszeit und -ort von Eigenschriften der Komponisten (Autographe) und Kopistenhandschriften liefern unverzichtbare Hinweise auf die Entstehung der Werke selbst und ihre spätere Rezeption. In der Regel müssen diese Informationen, die dem Impressum eines Druckes vergleichbar sind, aus Handschriften erst mit den phiologischen Methoden des Schriftvergleichs und der Wasserzeichenkunde gewonnen werden. Durch die Vorreiterrolle der Bach-Forschung seit den 1950er Jahren ist auf methodischer Seite ein großer Gewinn entstanden. Gleichzeitig wuchs die rein bibliographische Kenntnis über das handschriftlich erhaltene Erbe (zusammen gestellt im seit dieser Zeit entstehenden "Répertoire international des sources musicales"). Eine Verknüpfung fehlt jedoch bislang. Da Autographe von Komponisten nur einen verschwindend kleinen Anteil der überlieferten Quellen ausmachen, kommt der Beurteilung der Nähe des Schreibers zum Komponisten große Bedeutung für die Echtheitsdiskussion zu. (Beispiel: unter den mehreren tausend überlieferten Quellen zum Werk der Brüder Graun lassen sich nur etwa zwanzig Autographe ausmachen. Die Echtheitsdiskussion, die Zuweisung der Werke an einen der Brüder und auch ihre Datierung hängen ausschließlich von der Klassifizierung der Schreiber ab.) Nur für einen verschwindend kleinen Teil der Handschriftensammlungen liegen Inventare mit einer jeweils isolierten Klassifikation der Schreiber und Papiere vor. Eine sammlungsunabhängige Klassifikation der Schreiber wie auch der von ihnen verwendeten Papiere als Referenz bei der Erforschung der Entstehung und Verteilung von musikalischen Werken ist daher ein Desiderat. Mit der Entwicklung eines Datenbanksystems, das sowohl der Verwaltung von Schreiberdaten als auch ihrer Erkennung dient, wird nicht nur die Zusammenarbeit der historischen und systematischen Musikwissenschaft angeregt, sondern auch die Nutzung moderner Informationstechnologien in einem geisteswissenschaftlichen Fach nachhaltig gefördert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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