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Dynamische Erhebung dynamischer Lebensverläufe

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Sebastian Lang; Dr. David Ohlendorf; Dr. Heike Spangenberg
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 539649206
 
Die Erfassung von Lebensverlaufsdaten hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem bedeutsamen Feld der quantitativen Sozialforschung entwickelt. Derartige retrospektiv erhobene, biografische Daten ermöglichen es, das Eintreten von Ereignissen sowie deren Dauer, Abfolge und Zeitpunkt zu berücksichtigen sowie längere Sequenzen in den Blick zu nehmen, um damit vielfältige Forschungsfragen zu verfolgen. Zur Erhebung von Lebensverlaufsdaten haben sich Lebensverlaufskalender (LHC) als hilfreich erwiesen, also eine kalenderartige Matrix, in die Befragte Daten und Zeiträume von zurückliegenden Ereignissen für mehrere vordefinierte Kategorien (Ausbildung, Beschäftigung, Elternzeit usw.) eingeben. Die bestehenden LHCs sind in der Regel interviewergestützt. Nicht zuletzt aufgrund steigender Preise und sinkender Beteiligungsquoten ist eine Umstellung auf selbstauszufüllende Umfragen, wie am DZHW, erstrebenswert. Der Einsatz eines LHC in einem CAWI birgt jedoch besondere Herausforderungen. Insbesondere bei längeren Zeithorizonten mit vielen Episoden steigen Komplexität und Befragungsdauer erheblich an, mit negativen Auswirkungen für die Befragungslast. Zudem können Erinnerungsfehler und damit verbunden eine reduzierte Datenqualität die Folge sein. Eine Option, den Herausforderungen (Antwortaufwand, Datenqualität/Vollständigkeit der Daten, Rücklaufquoten) zu begegnen, besteht in der Weiterentwicklung des am DZHW vorhandenen dynamischen LHC (bestehend aus einem LHC und Looping-Fragen, die die Episoden um weitere Informationen anreichern) zu einer Webanwendung mit permanentem Zugriff für Befragte, sodass diese jederzeit und kurz nach ihrem Auftreten die Veränderungen in ihrem Lebensverlauf berichten können. Ziel unseres Projektes ist es, ein solches innovatives Erhebungsinstrument zu entwickeln und ferner dessen Einsatzmöglichkeiten, Grenzen und Auswirkungen auf Datenqualität, Befragungslast und Rücklaufquoten zu untersuchen. Im zweiten Teil des Projekts wird die Web App-basierte Erfassung von Lebensverlaufsdaten deshalb anhand eines Experiments mit zwei verschiedenen Stichproben und jeweils zwei Treatmentgruppen sowie einer Kontrollgruppe evaluiert (Treatment a: retrospektive Erhebung für ein Jahr mit Erinnerungen für neue Eintragungen im vierteljährlichen Rhythmus; Treatment b: retrospektive Erhebung für ein Jahr mit Erinnerungen für neue Eintragungen im halbjährlichen Rhythmus; Kontrollgruppe: retrospektive Erhebung für zwei Jahre). Die Ergebnisse und Anwendungen aus dem Projekt können einen wesentlichen Beitrag zur Erhebungsmethodik im Bereich der Lebensverlaufsdaten leisten und unsere Vorarbeit in diesem Forschungsbereich konsequent fortsetzen. Über den rein wissenschaftlichen Beitrag und die Anwendung in den DZHW-Panelstudien hinaus stellen wir unsere entwickelten Instrumente der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung, um die Erhebung von Lebensverlaufsdaten in Online-Befragungen zu verbessern.
DFG-Verfahren Infrastruktur-Schwerpunktprogramme
 
 

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