Biostratigraphie, Systematik und biogeographische Beziehungen der Ostracoden in der nord- und ostspanischen Unterkreide
Final Report Abstract
Ostracoden oder „Muschelkrebse", sind aquatische kleine Krebse (üblichenweise um 1mm lang) mit einem zweiklappigen Panzer, der ihren Körper und die Körperanhänge vollständig einschließen kann. Da dieser Panzer mit Kalk (Kalziumkarbonat) verfestigt wird, haben Ostracoden ein hohes Potential, fossil erhalten zu bleiben. Ihre Häufigkeit als Fossilien resultiert auch daraus, dass sie in allen Arten und Tiefen von Gewässern leben können und konnten: im Salz-, Brack- und Süßwasser, in permanenten oder kurzzeitigen Wasserkörpern, u.a. im Meer, in Seen, Tümpeln und Pfützen, in fließenden und stehenden Gewässern. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurden Ostracodenfaunen aus Gesteinen der Unterkreidezelt in Ostspanien (Iberische Ketten mit den Einzelbecken Cameros und Maestrazgo, einem Hochgebiet dazwischen sowie der Serrania de Cuenca ganz im Südwesten) untersucht, um die unterschiedlichen in diesen Einzelbecken vorhandenen Gesteinseinheiten (Schichtgruppen, Formationen und „Members") zeltlich (erdgeschichtlich) einzustufen (zu datieren) bzw. bisher bereits vorgenommene (und vermutete) Datierungen zu bestätigen, zu verbessern oder - falls notwendig - zu venwerfen. Wichtig Ist dies z.B. für die bessere Korrelierung potentieller Lagerstätten (z.B. Erdöl/Erdgas), für die bessere zeitliche Einstufung einiger in Ostspanien liegender, sehr bekannter unterkretazischer Wirbeltierfundstellen, oder auch einfach zum besseren Verständnis der Abläufe bei der Land/Meer-Verteilung einzelner erdgeschichtlicher Zeitabschnitte (Paläogeographie) bzw. bei der Entstehung des heutigen Bildes der Iberischen Ketten. Es wurden aus 34 Profilen in Ostspanien insgesamt 285 Proben bearbeitet oder neu interpretiert, und hierin fanden sich 87 Ostracodenarten aus 22 Gattungen. Die allermeisten Arten weisen auf eine Entstehung der sie enthaltenden Gesteine In Süßwasserseen hin, während Brackwasserarten und marine Arten weniger häufig sind. Diese dominieren eher in den jüngeren Teilen der Schichtfolge (Stufen des Aptium oder Albium), nur vereinzelt im Berriaslum (Basis der Kreidezeit) oder im Barremlum (mittlere Unterkreidezeit), und dies insbesondere im östlichen, dem offenen „Urmittelmeer" (Tethys) zugewandten Teilbecken der Iberischen Ketten (dem Maestrazgo). Die Vielfalt der Ostracodenarten konnte in 11 typische, bestimmte Zeitabschnitte und ökologische Entstehungsbedingungen (Salinitätsverhältnisse) anzeigende Assoziationen zusammengefasst werden. Hierbei zeigte sich, dass die zeitlichen Aussagen (Datierungen), die durch diese Assoziationen gegeben werden, in den meisten Fällen den bisherigen Ansichten zum geologischen Alter der verschiedenen Gesteinseinheiten (und Wirbeltierfundstellen) sehr gut entsprechen und diese damit noch weiter bestätigen, in einigen Fällen jedoch nicht. Letzteres gilt vor allem für die östliche Sierra de los Cameros (hier sollten die Urbion- und Enciso-Schichtgruppen älter sein als derzeit angenommen), für den nordöstlichen Maestrazgo (hier sollte die Polacos-Formation in ihren oberen Abschnitten jünger sein als derzeit angenommen) und für die jüngste Unterkreide in der Serrania de Cuenca (mehrere Formationen nach Ostracoden jünger als derzeit angenommen). Es hat sich insgesamt herausgestellt, dass die Ostracoden in der Unterkreide von Ostspanien ein nützliches Hilfsmittel für die Zeiteinstufung ist, und es konnte begründet werden, dass in Konfliktfällen deren Ergebnissen der Vorzug gegenüber reinen Gesteinskorrelationen (ohne Leitfossilien) gegeben werden sollte, zumindest dann, wenn die biogeographischen und biologischen (Fortpflanzungs- und Ausbreitungsstrategien) Verhältnisse bei den jeweiligen Gruppen strenge Beachtung finden. Denn nicht alle Gruppen von Süßwasserorganismen sind als Leiffossilien geeignet.
Publications
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