Psychoacoustics of communication in bats: call repertoire, call classification and its perceptual basis
Final Report Abstract
Die akustische Kommunikation von Emotionen beim Menschen fußt auf Mechanismen, deren Entstehung teils weit in die Säugetierevolution zurückreichen dürfte. Fledermäuse sind angesichts der frühen Aufspaltung der Säugetiere in die verschiedenen Ordnungen und insbesondere der herausragenden Rolle akustischer Information für diese nachtaktiven Tiere besonders geeignet, um die akustische Kommunikation von Affekten bei Säugetieren vergleichend zu untersuchen. Im hier vorgestellten Projekt wurde am Modell Megaderma lyra die Affektkommunikation auf Ebene der Rufproduktion und auf der Ebene der Rufwahrnehmung analysiert. Im ersten Projektteil wurden die Lautäußerungen zusammen mit dem jeweiligen Verhaltenskontext und der affektiven Konnotation erfasst, um eine Basis für die von der Forschergruppe angestrebte speziesübergreifende Suche nach Affekt kodierenden Rufparametern zu schaffen. Die Ruftypen erwiesen sich sowohl für die Verhaltenssituation, als auch für die Rolle des rufenden Individuums in dieser Situation als spezifisch. Für mehrere Ruftypen konnte erstmals für Fledermäuse nachgewiesen werden, dass die Rufstruktur systematisch mit der Affektintensität variiert. Diese Änderungen in den Rufparametern entsprachen denen in der Prosodie menschlicher Sprache und stellen damit ein gemeinsames Merkmal emotionaler, vokaler Kommunikation bei Säugetieren dar. Darüber hinaus wiesen mehrere Ruftypen individuenspezifische Signaturen auf, wobei – entsprechend den paralinguistischen, prosodischen Merkmale in der menschlichen Stimme – bestimmte Rufparameter sowohl den aktuellen affektiven Zustand, als auch die Identität des Rufers reflektierten. Abweichend vom ursprünglichen Antrag wurde deshalb auch die Wahrnehmung von Individualität in der akustischen Kommunikation an diesem Fledermausmodell untersucht. Die Wahrnehmung affektiver Lautäußerungen stand im Fokus dreier Projekte zur Klassifikation und Evaluation komplexer Kommunikationsrufsequenzen durch Fledermäuse. Im ersten Projekt wurde in einem Zweifachwahlexperiment die Fähigkeit der Fledermäuse untersucht, Kontaktrufsequenzen anhand von typischen Variationen in emotions- und identitätsrelevanten Parametern (Silbenfrequenz, -anzahl und -abstände, Anzahl von Kontaktrufen) zu unterscheiden. Die Tiere klassifizierten die Sequenzen anhand ihrer Silbenfrequenz und Rufanzahl. Damit ist eine notwendige Voraussetzung für eine akustische Kommunikation von Emotionen auch bei Fledermäusen erfüllt. Das zweite Projekt untersuchte die Evaluation des emotionalen Gehalts von Sozialrufen mithilfe eines reziproken Habituations-Dishabituations-Paradigmas. Die Fledermäuse unterschieden nicht nur Sozialrufe anhand ihrer Affektintensität, sie reagierten unterschiedlich auf eine Steigerung, beziehungsweise ein Nachlassen der Affektintensität. d.h. sie evaluierten die Rufe anhand der wahrgenommenen emotionalen Relevanz. Dieser erste – auch in der Fachpresse und den Publikumsmedien stark beachtete – Nachweis einer Bewertung des emotionalen Gehalts von Sozialrufen bei einem nicht-menschlichen Säugetier legt nahe, dass die entsprechenden Mechanismen ein relativ ursprüngliches Säugetiermerkmal darstellen. Im dritten Projekt konnte am Beispiel der Kontaktrufe gezeigt werden, dass die Reaktionen der Tiere im Habituations-Dishabituations-Experiment auf neue Rufbeispiele mit abnehmender Rufähnlichkeit zu den vorher gehörten Rufen zunahmen, so dass eine Unterscheidung von Individuen anhand ihrer spezifischen Rufsignaturen gewährleistet ist. Auch für eine direkte Erkennung der Stimme von Sozialpartnern fanden wir erste Hinweise.
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