Project Details
Semantic analysis of the grading of German verbs with the adverb "sehr": Which classes of verbs can be modified with "sehr" and what is the respective semantic effect?
Applicant
Professor Dr. Sebastian Löbner
Subject Area
General and Comparative Linguistics, Experimental Linguistics, Typology, Non-European Languages
Term
from 2003 to 2009
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5401299
Das Projekt dient der systematischen Erforschung eines nicht nur für das Deutsche fast unbeachteten Phänomens: der Graduierung von Verben. Während bei Adjektiven Graduierung (grammatische Steigerung und Modifikation mit "sehr", "ganz", "ziemlich" usw.) als wesentliches Merkmal betrachtet wird, ist sie bei Verben kaum erforscht. Es lassen sich jedoch sehr viele Verben mit "sehr" graduieren, vgl. etwa "sehr lieben", "frieren", "stinken", "bluten", "schreien", "strampeln", "ähneln", "wachsen", "schielen" usw. So selbstverständlich wir Verben mit "sehr" graduieren, so undurchsichtig und uneinheitlich ist die semantische Funktionsweise dieser Modifikation. In "sehr wachsen" wird eine Differenz zwischen vorher und nachher als besonders ausgezeichnet, in "sehr lieben" eine Intensität, in "sehr schielen" eine Abweichung vom Normalen, in "sehr bluten" eine Stoffmenge usw. Das Projekt verfolgt die Zielsetzung, das Phänomen quantitativ und qualitativ zu erfassen, die wichtigsten Fallgruppen zu analysieren und daraus Hypohtesen über die Beschaffenheit von Verbbedeutung zu gewinnen - denn die Gradskala, die durch "sehr" angesprochen wird, muss in der Bedeutung des jeweiligen Verbs angelegt sein. Um die Modifikation eines Verbs mit "sehr" semantisch zu verstehen, muss die Verbbedeutung daher auf geeignete Weise aufgeschlüsselt werden. Bisherige Theorien leisten das nicht. Erwartet wird ein grundlegender Beitrag zum Verständnis der Bedeutungskomposition: desjenigen Prozesses, der uns dazu befähigt, die Bedeutung zusammengesetzter Ausdrücke zu erfassen. Untersuchungen dazu sind für die semantische Theoriebildung von zentraler Bedeutung.
DFG Programme
Research Grants