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Warum Frauen (manchmal) nicht rechnen können - der Einfluß des regulatorischen Fokus auf Leistungseinbußen und Leistungszuwächse durch positive und negative Selbst-Stereotype

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2003 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5402465
 
Im Rahmen des Projekts untersuchen wir ein eigenes Modell, das die "Stereotype Threat" Effekte auf der Grundlage der Regulatorischen Fokus Theorie von Higgins erklärt und vorhersagt. Die Theorie des Regulatorischen Fokus geht von zwei strategischen Grundorientierungen aus, die als "Vermeidungsfokus" bzw. als "Annäherungsfokus" bezeichnet werden. Personen in einem Vermeidungsfokus versuchen, negative Konsequenzen und Versagen zu vermeiden (non loss), während Personen in einem Annäherungsfokus nach Erfolgen und dem Erreichen von Idealzuständen (gain) streben. Personen in einem Annäherungsfokus verfolgen mit Eifer und Enthusiasmus ihre Ziele, was sich in riskanteren Entscheidungen, einer schnelleren, aber auch ungenaueren Aufgabenbearbeitung und einem kreativeren Denkstil äußern kann. Menschen in einem Vermeidungsfokus zeigen hingegen ein vorsichtigeres und vigilanteres Verhalten, was sich in konservativeren Entscheidungen, einer langsameren, aber auch sorgfältigeren Aufgabenbearbeitung und einem eher analytischen Denkstil äußern kann. In unserem Modell des "Stereotype Threat" gehen wir davon aus, dass negative Selbst-Stereotype (enthalten Informationen von Versagen (loss) und der Möglichkeit, doch nicht zu versagen (non loss)) einen Vermeidungsfokus auslösen. Positive Selbst-Stereotype (enthalten Informationen von Erfolg (gain) und der Möglichkeit, doch keinen Erfolg zu haben (non gain)) lösen hingegen einen Annäherungsfokus aus. Das vorliegende Modell kann damit - im Gegensatz zu anderen Modellen - nicht nur Leistungseinbußen sondern auch Leistungszuwächse durch die Aktivierung von positiven und negativen Selbst-Stereotypen vorhersagen. Ist bspw. kreatives Denken oder Schnelligkeit bei der Aufgabenlösung entscheidend, so sollte sich die Leistung bei positiven Selbst-Stereotypen verbessern ("Die Gruppe, zu der Du gehörst, ist in diesen Aufgaben erfahrungsgemäß gut"). Ist hingegen Genauigkeit und analytisches Denken für eine Aufgabe entscheidend, sollte sich die Leistung gerade bei einem negativen Stereotyp verbessern ("Die Gruppe, zu der Du gehörst, ist in diesen Aufgaben erfahrungsgemäß schlecht").Im Rahmen des Projekts überprüfen wir unser Modell mit gesellschaftlich gängigen Stereotypen ("Frauen sind in verbalen Aufgaben besser als Männer"), mit Stereotypen, die von den Betroffenen nicht vertreten werden ("Dumme Blondinen"-Witze) und mit künstlich geschaffenen positiven und negativen Stereotypen ("Psychologie-Studenten können diese Aufgabe besser/schlechter lösen als andere Studentengruppen"). Die untersuchten Aufgaben umfassen verbale Leistungstests, Geschicklichkeitsaufgaben, Kreativitätsaufgaben, analytische Denkaufgaben, Signalentdeckungsaufgaben, Verhalten im Straßenverkehr und Leistungsaufgaben in Schulklassen. Sollte das Modell bestätigt werden, lassen sich daraus wichtige Maßnahmen zur Behebung von sozialen Kontextbedingungen ableiten, die zu systematischen Leistungsdefiziten bei diskriminierten Gruppen führen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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