Der kulturelle Kontext der jüngerkaiserzeitlichen Armbrustfibeln mit hohem Nadelhalter
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Rahmen des Projektes konnten insgesamt 3.727 Fibeln mit hohem Nadelhalter (Almgren Gruppe VII) katalogisiert werden, von denen 1.179 in 16 ausgewählten Einrichtungen näher untersucht wurden. Es wurde eine neue Klassifikation der Fibeln A VII erstellt, die sowohl Anknüpfungspunkte zu einigen Fibeln der älteren römischen Kaiserzeit aufzeigt, als auch die Regionalität der Formen berücksichtigt. Drei Entwicklungslinien konnten herausgearbeitet werden, die im Wesentlichen eine neue Klassifizierung der Almgren-Serien 1 und 2 beinhalten; die Eigenständigkeit der Almgren Serie 3 als Untergruppe 3 wird dagegen bestätigt. Während die Fortentwicklungen einiger älterkaiserzeitlicher Fibeln, insbesondere der Kniefibeln und der Fibeln A VII 3 vor allem zwischen Rhein und Oder sowie in Südskandinavien auftreten, kommen die Spangen der Untergruppe 2 vom Rhein bis zum Schwarzen Meer und von Nord-Norwegen bis zu den Alpen vor. Ihr Schwerpunkt liegt jedoch im elbgermanischen Gebiet sowie in Südskandinavien, wobei aber mittlerweile auch kleinere, regionale Häufungen bekannt wurden, wie etwa im Gebiet der unteren March. Die Fibeln mit hohem Nadelhalter wurden bisher weitgehend über die gängigen Relativchronologien von Eggers, God owski und Keller in Deutschland sowie von Albrectsen, Lund Hansen und Ethelberg in Dänemark datiert, wobei die Angaben zum zeitlichen Ende der Fibeln erstaunlicherweise um bis zu 70 Jahre differieren. Für den Beginn der Fibeln A VII liegen keine eindeutigen Hinweise auf absolute Datierungen vor, und Zusammenfunde mit älterkaiserzeitlichen Objekten lassen keinen eindeutigen Hinweis auf eine Datierung in die Stufen B2 oder C1 erkennen. Ausschließlich anhand unmittelbarer, absoluter Datierungen konnte eine Spätdatierung bis in das frühe 4. Jahrhundert belegt werden, so dass die in Deutschland gebräuchlichen Chronologien in dieser Hinsicht verbesserungsbedürftig sind. Reparaturen von Fibeln A VII sind eine große Ausnahme; sie kommen nur an 0,34% der untersuchten Objekte vor. Die zweigliedrige Konstruktionsweise ermöglichte das einfache Ersetzen von Nadelapparaten, während eine Reparatur von schlichten Fibeln entweder nicht lohnenswert erschien oder technisch wegen der geringen Größe der Spangen kaum zu bewerkstelligen war. Mittlerweile lassen sich Rückschlüsse auf die Produktionsqualitäten ziehen, da zahlreiche Hinweise auf die Herstellung und Bearbeitung der Fibeln A VII vorliegen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Überlegungen zu den eisernen Fibeln mit hohem Nadelhalter. Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 47 H. 1-2, 2006, 57-85
Schulte, Lothar