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Sozialisation und Akkulturation in Erfahrungsräumen von Kindern mit Migrationshintergrund - Schule und Familie

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Förderung Förderung von 2003 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5403866
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt SOKKE verfolgte als zentrale Zielstellung die differenzierte, längsschnittliche Beschreibung, Analyse und Interpretation von Akkulturations- und Sozialisationsverläufen von Kindern mit Migrationshintergrund unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungsräume Grundschule und Familie. Dadurch soll ein Beitrag zur Aufklärung von Disparitäten im Bildungserfolg und der Bildungsbeteiligung von zugewanderten Kindern und Jugendlichen geleistet werden. Aus dem Projekt sind Ergebnisse zu vier unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten hervorgegangen: zur Sozial-Integration von Kindern mit Migrationshintergrund in die Grundschule, zum Zusammenhang von sozialer Akkulturation, Selbstkonzept und Schulerfolg, zur Bedeutung von Sprachkenntnissen für den Erwerb von Mathematikkompetenz und zur Wechselwirkung von Geschlecht und ethnischer Herkunft auf die schulische Kompetenzentwicklung. Insbesondere die längsschnittlichen Analysen der Kompetenzentwicklung in den Domänen Lesen, Rechtschreiben und Mathematik über die gesamte Grundschulzeit vermitteln neue Einblicke in die Entstehung und die Entwicklung der Bildungsdisparitäten zwischen Schüler/innen mit und ohne Migrationshintergrund. Migrationsbedingte Kompetenzdifferenzen treten nicht erst gegen Ende der Grundschulzeit zutage, sondern bestehen schon weitgehend ab Schuleintritt. Bereits in der ersten Klasse sind entsprechende Differenzen festzustellen, die sich bis zum Übertritt meist nur wenig verändern. Es ist demnach für die Kompetenzen in den Domänen Lesen und Mathematik von einem Karawaneneffekt der Differenzen zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund auszugehen. Lediglich in der Rechtschreibkompetenz tritt ein deutlicher Kompensationseffekt auf, der die starke Leistungsheterogenität in der ersten Klasse für den weiteren Verlauf der Grundschulzeit wesentlich abschwächt. Ursachen für diese Bildungsdisparitäten sind unter anderem im bereits zu Schulbeginn erfassten Sprachstand im Deutschen zu sehen. Dieser wirkt sich nicht nur maßgeblich auf offensichtlich sprachzentrierte Bereiche wie das Lesen und das Rechtschreiben aus, sondern auch auf die weniger sprachzentrierte Domäne der Mathematik. Hier reicht der Einfluss sogar so weit, dass unter Kontrolle des Sprachstandes keine weiteren migrationsbedingten Effekte mehr festzustellen sind. Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor des Schulerfolgs von Migrant/innen ist die soziale Herkunft der Schüler/innen. Es zeigt sich, dass Kinder mit Migrationshintergrund mehrheitlich aus Familien stammen, die in mehrfacher Hinsicht als benachteiligt gelten können. Auch das Selbstkonzept der sozialen Akzeptanz und die Beliebtheit der Schüler/innen in der Klasse wirken sich, wenn auch in deutlich geringerem Maße und migrationsunabhängig, auf den Schulerfolg aus. Interaktionseffekte zwischen Geschlecht und Migrationshintergrund bzw. zwischen Geschlecht und ethnischer Herkunft auf die Kompetenzentwicklung im Lesen und in Mathematik konnten nicht festgestellt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2003): Migrant Families in Germany. In: Leonore Loeb Adler; Uwe P. Gielen (Hrsg.): Migration: Immigration and Emigration in International Perspective. Westport: Greenwood, S. 165-182
    Herwartz-Emden, Leonie
  • (2004): Sozialisation und Akkulturation in Schule und Familie: Methodische Besonderheiten des interkulturellen Interviews mit Kindern. In: Wilfried Bos; Eva-Maria Lankes; Nike Plassmeier; Knut Schwippert (Hrsg.): Heterogenität. Eine Herausforderung an die empirische Bildungsforschung. Münster, New York, München, Berlin: Waxmann, S. 163-171
    Küffner, Dieter; Wieslhuber, Claudia
  • (2005): Grundschulkinder in kulturell heterogenen Schulklassen. In: Hans-Otto Mühleisen; Theo Stammen; Michael Ungetüm (Hrsg.): Anthropologie und kulturelle Identität. Beuron: Beuroner Kunstverlag, S. 75-91
    Herwartz-Emden, Leonie
  • (2005): Migrant/-innen im deutschen Bildungssystem. In: BMBF (Hrsg.): Migrationshintergrund von Kindern und Jugendlichen: Wege zur Weiterentwicklung der amtlichen Statistik. Bonn: BMBF, S. 7-24
    Herwartz-Emden, Leonie
  • (2006): Acculturation and Educational Achievement of Immigrant Children in Elementary School. In: Leah D. Adams; Anna Kirova. (Hrsg.): Global Migration and Education: Schools, Children and Families in Transition. Mahwah NJ: Lawrence Erlbaum Associates, S. 35-51
    Herwartz-Emden, Leonie; Küffner, Dieter; Landgraf, Julia
  • (2006): Schulerfolg und Akkulturationsleistungen von Grundschulkindern mit Migrationshintergrund. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 9 (2), S. 240-254
    Herwartz-Emden, Leonie; Küffner, Dieter
  • (2007): Mathematikkenntnisse und sprachliche Kompetenz bei Kindern mit Migrationshintergrund zu Beginn der Grundschulzeit. Zeitschrift für Pädagogik 53 (4), S. 562-581
    Heinze, Aiso; Herwartz-Emden, Leonie; Reiss, Kristina
  • (2008): Das Projekt SOKKE. Ausgewählte Ergebnisse zur Kompetenzentwicklung von Grundschulkindern mit Migrationshintergrund. Erziehung und Unterricht 158 (9-10), S. 791-800
    Herwartz-Emden, Leonie; Reiss, Kristina; Mehringer, Volker
  • (2008): Geschlechtsspezifische Leistungsentwicklung von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund im frühen Grundschulalter. Zeitschrift für Grundschulforschung 1 (2), S. 13-28
    Herwartz-Emden, Leonie; Braun, Cornelia; Heinze, Aiso; Rudolph-Albert, Franziska; Reiss, Kristina
  • (2008): Mathematische Kompetenzentwicklung und Sprachfähigkeit bei Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in der Grundschule. In: Eva Vasarhélyi (Hrsg.): Beiträge zum Mathematikunterricht. Münster: WTM-Verlag, S. 669-672
    Rudolph-Albert, Franziska; Heinze, Aiso
  • (2009): The development of mathematical competence of migrant children in german primary schools. In Marianna Tzekaki; Maria Kaldrimidou; Haralambos Sakonidis (Hrsg.). Proceedings of the 33rd Conference of the International Group for the Psychology of Mathematics Education (3). Thessaloniki: PME, S. 145-152
    Heinze, Aiso; Rudolph-Albert, Franziska; Reiss, Kristina; Herwartz-Emden, Leonie; Braun, Cornelia
  • (2010): Familialer Hintergrund, Übertrittsempfehlungen und Schulerfolg bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. In: Jörg Hagedorn; Verena Schurt; Corinna Steber; Wiebke Waburg (Hrsg.): Ethnizität, Geschlecht, Familie und Schule. Heterogenität als erziehungswissenschaftliche Herausforderung. Wiesbaden: VS Verlag, S. 55-80
    Braun, Cornelia; Mehringer, Volker
  • (2011): Die Rolle von Kenntnissen der Unterrichtssprache beim Mathematiklernen. Ergebnisse einer quantitativen Längsschnittstudie in der Grundschule. In: Susanne Prediger; Erkan Özdil (Hrsg.): Mathematiklernen unter Bedingungen der Mehrsprachigkeit – Stand und Perspektiven der Forschung und Entwicklung in Deutschland. Münster: Waxmann, S. 11-34
    Heinze, Aiso; Herwartz-Emden, Leonie; Braun, Cornelia; Reiss, Kristina
  • (2012): Soziale Akkulturation, Selbstkonzept und Schulerfolg bei Grundschulkindern mit und ohne Migrationshintergrund. Hamburg
    Braun, Cornelia
 
 

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