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Ausbildung sorbischer Jugendlicher im tschechischen Grenzgebiet 1945-1950

Antragstellerin Dr. Jana Pinosova
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540447822
 
Gegenstand des Vorhabens ist ein bislang wenig beachteter Aspekt der transnationalen Verflechtungsgeschichte Ostmitteleuropas in der Zeit unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg. Im Fokus stehen sorbische Jugendliche (Jungen und Mädchen), die zwischen 1945 und 1950 zu Hunderten aus Deutschland in die Tschechoslowakei gingen, um hier eine Ausbildung aufzunehmen. In verflechtungshistorischer und transnationaler Perspektive wird nach der agency dieser Jugendlichen, ihrer Lebenssituation sowie ihrer Rolle bei der Gestaltung der tschechisch-deutsch-sorbischen Nachkriegsbeziehungen gefragt. Ausgangspunkt des Vorhabens ist die These, dass die Umbruchsituation der Nach-kriegszeit die Heranwachsenden vor besondere Herausforderungen stellte und sie zwangsläufig zu Akteuren der Nachkriegszeit machte. Die materielle und soziale Not, die Infragestellung gelebter Normen sowie der ethnischen, administrativen und sozialen Zugehörigkeiten, die Vereinnahmung von „Jugend“ als Garant für einen (unschuldigen) Neuanfang forderten diese Jugendlichen heraus und schufen zugleich neue Handlungsmöglichkeiten und -räume. Die Aufnahme einer Ausbil-dung in Nordböhmen ging mit der Erwartung unbedingter Loyalität und Identifikati-on mit der sorbischen Kultur und Gesellschaft einher. Zudem prägte das nach 1945 errichtete Grenzregime zwischen dem sowjetisch besetzten Teil Deutschlands und der wiederhergestellten Tschechoslowakei ihren Schul- und Internatsalltag. Ziel des Vorhabens ist ein vertieftes Verständnis der unmittelbaren Nachkriegszeit als einer Phase des gesellschaftlichen Umbruchs und im Besonderen einer Phase, in der Jugendliche eine zentrale Rolle spielten. Als Quellen dienen Ego-Dokumente, Zeitzeugeninterviews, publizierte Erinnerungen, amtliche Überlieferungen, Nachlässe und zeitgenössische Presse. Diese breite Materialbasis erlaubt, die Perspektive der Akteure stark zu machen und neue Erkenntnisse zu Konstellationen der „Jugend“ sowie zu Fragen der „Grenzen und Zugehörigkeiten“ zu gewinnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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