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Pathfinders? Polish-born Survivor-Researchers and their Place in the Production of Holocaust Historiography in Poland and Beyond

Antragstellerin Dr. Katrin Stoll
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540504045
 
Die nationalsozialistische antijüdische Kampagne von 1933 bis 1945 wurde auf dem gesamten europäischen Kontinent entfesselt. Die Nationalsozialisten machten das deutsch besetzte Polen und die ins Deutsche Reich eingegliederten polnischen Gebiete zum geographischen Zentrum des Massenmords an den europäischen Juden und Jüdinnen im Zweiten Weltkrieg. Zentral für das Forschungsprojekt ist die Unterscheidung zwischen Wissen und Erfahrung. Aus den Quellen wissen wir, wie die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durchgeführt wurde, welche Akteure daran beteiligt waren und welche sozialen Praktiken zur Anwendung kamen. Im Bewusstsein, dass sie die absolute Ausnahme von der Regel waren, legten die wenigen Juden und Jüdinnen, die überlebt hatten, auch im Namen der Ermordeten Zeugnis ab. Die dominante jüdische Erfahrung des Holocaust zeichnete sich durch permanente Attacken auf Körper (lebendige und tote) und einen gewaltsamen Tod aus. Die Überlebenden, die sich mit den Dimensionen der fast vollständigen Zerstörung der europäischen Juden und Jüdinnen konfrontiert sahen, antworteten auf verschiedene Art und Weise. Das Projekt befasst sich mit polnisch-jüdischen survivor-researchers, die in Polen geboren wurden, und nach der Shoah den Rest ihres Lebens damit verbrachten, das Schicksal zerstörter jüdischer Gemeinschaften inklusive das ihrer eigenen Familien zu dokumentieren und zu erforschen. Es sind dies: Tatiana Berenstein, Nachman Blumental, Szymon Datner and Józef Kermisz. In dem Projekt geht es um Praktiken der Wissensproduktion wie Holocaustforschung an den Orten der Verbrechen, furchtloses Wahrsprechen, die Rolle von Überlebenden als Opfer-Zeugen und Sachverständigen in Nachkriegsprozessen. Das Ziel ist zu untersuchen, wie der Status der Überlebenden als eine dominante und marginalisierte Minderheit die öffentliche Artikulation ihrer Erfahrungen beeinflusste und behinderte. Der sozio-historische Kontext, in dem sie agierten, war durch anhaltende antisemitische Gewalt und politische Kämpfe um Diskurskontrolle in der Konstellation des Kalten Krieges geprägt. Angesichts dieser Situation sahen sich die survivor-researchers, welche das wahre Ausmaß der polnischen Beteiligung an der Shoah (Zagłada) offenbarten und damit die dominante Erzählung polnischer Unschuld und des Martyriums untergruben, der Gefahr sozialen Ausschlusses, Vertreibung, körperlicher Gewalt und Tod ausgesetzt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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