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Sichtbare Zeichen der Macht: Wie Politik, Wirtschaft, Kunst und individuelles Handeln die linguistische Landschaft Guineas beeinflussen
Antragstellerin
Dr. Gardy Stein
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540582947
Die Erforschung von "Linguistic Landscapes" (im Folgenden LL) hat sich zu einem eigenständigen Teilbereich der Soziolinguistik entwickelt, in dem schriftliche Artefakte – z.B. Schilder, Werbung, Inschriften – vor dem Hintergrund von Sprachdominanzverhältnissen in meist multilingualen Kontexten analysiert werden. Das vorgeschlagene Forschungsprojekt beabsichtigt eine explorative Studie der LL des mehrsprachigen westafrikanischen Staates Guinea, um zu bestimmen, welche Faktoren die Sprachwahl bei der Schaffung schriftlicher Artefakte beeinflussen. Zudem soll untersucht werden, was die Anbringung der Schilder und Inschriften (einschließlich sprachlicher Zusammensetzung, Inhalt, Platzierung und Materialität) über die linguistischen und sozialen Machtdynamiken aussagt. Die Situation in Guinea ist für die LL-Forschung besonders vielversprechend, da: a) das Land eine Periode strikter endoglossischer Sprachpolitik erlebt hat bevor 1984 eine exoglossische Sprachpolitik eingeführt wurde, was sich vermutlich positiv auf die Wertschätzung der einheimischen Sprachen auswirkte; b) fünf Schriftsysteme existieren (Latein, Arabisch, Adlam, Koré Sébèli und N'ko), was mehrsprachige und mehrschriftliche Schilder sehr wahrscheinlich macht; und c) das Land derzeit eine neue Regierung bildet, was die Formulierung einer neuen Verfassung und Sprachpolitik beinhaltet. Ein wichtiges Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines konzeptionellen Ansatzes für schriftliche Artefakte aus afrikanistischer Sicht, der die historischen, wirtschaftlichen, politischen und sozialen Umstände berücksichtigt, die die gegenwärtige Situation in Guinea geprägt haben (und somit eine kontextualisierte Analyse der LL ermöglicht). Durch die Untersuchung von Guineas LL, verbunden mit soziolinguistischen Interviews und Fragebögen, wird das interdisziplinäre Projekt die ökologischen und politischen Dimensionen der alltäglichen Mehrsprachigkeit dokumentieren. Durch den Aufbau eines Fotokorpus und dessen anschließender Analyse beantwortet es Fragen wie: - Wo und wie werden Sprachen in Guinea öffentlich sichtbar? - Welche Sprachen bzw. Schriften werden verwendet und was sagt ihr Gebrauch über die bestehenden Machtdynamiken aus? - Welche Unterschiede gibt es zwischen LL in urbanen und ruralen Gebieten? - Welcher politische, soziale, wirtschaftliche und künstlerische Diskurs wird durch die Nutzung der verfügbaren Ressourcen erzeugt? Bislang existiert keine umfassende Beschreibung der LL des Landes, seiner urbanen Zentren sowie der semi-urbanen und ländlichen Gebiete, so dass das geplante Projekt einen wichtigen Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke leistet. Es liefert umfangreiche empirische Daten, deren Analyse die soziolinguistischen Theorien über Sprachdominanz und Machtaushandlungen im öffentlichen Raum um eine Perspektive aus dem Globalen Süden bereichert, und trägt zudem zum Verständnis von Identitätsbildungsprozessen in einem dynamischen postkolonialen afrikanischen Umfeld bei.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
USA
Kooperationspartner
Mamounan Kpokomou