Kognitive und linquistische Repräsentation von Ereignissen bei Sprachproduktion und Sprachwahrnehmung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Handlungen sind Abfolgen von Ereignissen, bei denen eine einzelne Person agiert oder auf ein Objekt bzw. eine Person einwirkt oder bei denen zwei oder mehrerer Personen interagieren. Da es sich um dynamische Vorgänge handelt, werden Handlungen mit Verben beschrieben. Wie werden Handlungen erkannt und verarbeitet? Basierend auf einer Studie mit Strichzeichnungen vermuteten wir, dass Handlungen auf Grund ihrer inhärenten Komplexität nur durch eine Serie von Augenbewegungen verstanden werden können. Bei der Verwendung von Fotos von Handlungen zeigte sich jedoch, dass sehr kurze Darbietungszeiten (d.h. 100 ms und kürzer) ausreichend sind, um semantische und konzeptionelle Informationen dieser Handlungen zu aktivieren. Dies fanden wir bei Priming-Experimenten, bei denen ein Bild einer bestimmten Handlung die Verarbeitung eines Bildes mit derselben Handlung, vollführt von anderen Akteuren, erleichterte. Trotz dieses zeitlich beschränkten Inputs ermöglichte dies sogar die automatische Aktivierung der entsprechenden Wortform, was sich in einer Erleichterung des Lesens von Verben zeigte, die durch Handlungsbilder geprimt wurden. Wie werden Handlungen mental repräsentiert? Wir zeigten in einer Serie von Studien, dass Handlungen mit einem Transienten repräsentiert werden, dessen Richtung von der erlernten Lese- und Schreibrichtung abhängig ist und von der Reihenfolge, in der die zu repräsentierenden Akteure einer Handlung genannt wurden (d.h. im Deutschen bei Sätzen mit der Reihenfolge Subjekt-Verb-Objekt wird das Subjekt links platziert). Dies trifft jedoch nicht für Sprecher der Gebärdensprache zu, bei denen die Akteure an der Stelle im Raum repräsentiert werden, an der sie ursprünglich gebärdet wurden. Wir konnten keinen räumlichen Transienten bei illiteraten Probanden messen, was auf den fundamentalen Einfluss des Lese-, und Schreiberwerbs auf das Denken hinweist. Offensichtlich ist also die Repräsentation von Handlungen abhängig von der erlernten Lese- und Schreibrichtung sowie momentanen syntaktischen und allgemeinen sprachspezifischen Gegebenheiten. Wie werden Verben für Handlungen gelernt? Wir konnten in einer magnetenzephalografischen Studie zeigen, dass neue Wörter für Handlungen sehr effektiv gelernt werden können. Im Vergleich zu neuen Wörtern für Objekten ist dafür jedoch ein deutlich komplexeres Netzwerk verantwortlich, das aus sprachlichen und motorischen Arealen besteht.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2007). Describing scenes hardly seen. Acta Psychologica, 125, 129-143
Dobel, C., Gumnior, H., Bölte, J. & Zwitserlood, P
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(2007). How writing system and age influence spatial representations of actions - a developmental, crosslinguistic study. Psychological Science, 18, 487-491
Dobel, C., Diesendruck, G. & Bölte, J.
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(2011). Representation of actions in sign language. Journal of Deaf Studies and Deaf Education, 16, 392-400
Dobel, C., Enriquez-Geppert, S., Bölte, J., & Zwitserlood, P.
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(2011). Visual encoding of meaningful and meaningless scenes. (S. 189-215). In E. Pedersen & J. Bohnemeyer (Hrsg.), Event Representation in Language and Cognition. Cambridge: Cambridge University Press
Dobel, C., Glanemann, R., Kreysa, H., Zwitserlood, P. & Eisenbeiss, S.