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Ökomorphologische Radiation von Kurzflügelkäfern der Unterfamilie Steninae (Coleoptera, Staphylinidae) im Nordost-Indischen Himalaya

Fachliche Zuordnung Systematik und Morphologie der Tiere
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540798085
 
Es soll im Rahmen einer deutsch-indischen Kollaboration die Diversität und ökomorphologische Radiation von Kurzflügelkäfern der Unterfamilie Steninae (Staphylinidae) über zwei Höhengradienten in Nordost-Indien untersucht werden. Mit mehr als 3000 beschriebenen Arten ist die Gattung Stenus derzeit die artenreichste Tiergattung der Erde. Die adulten Käfer sind Räuber von Springschwänzen und anderen Arthropoden. Die auffälligste Autapomorphie der Gattung ist ein stabförmig verlängerter Beutefangapparat mit zu Haftpolstern umgewandelten “Paraglossen“, der katapultartig auf Beutetiere vorgeschnellt werden kann. Bei der Gattung Dianous, die wahrscheinlich eine Untergattung von Stenus bildet, ist das Labium nicht als Beutefangapparat ausgebildet. Die Hauptziele dieses bilateralen Forschungsprojekts betreffen (1) Diversitäts-, Verbreitungs- und Nischenmuster (Habitat, Höhenverbreitung, Temperatur) entlang zweier Höhengradienten, (2) morphologische und experimentelle Analysen zur Funktion und Leistung der Mundwerkzeuge, des tarsalen Haftsystems sowie eines sensorischen trade-offs zwischen dem visuellen und dem antennalen System, (3) makroevolutionäre Analysen morphologischer, Verhaltens- und ökologischer Merkmale und ihrer evolutionären Radiation sowie (4) die Faktoren, die die Zusammensetzung lokaler Lebensgemeinschaften entlang der Höhengradienten bestimmen. Diese auf der Ebene von Lebensgemeinschaften wirkenden Faktoren sollen auf der Grundlage der Verteilung von Ökomorphen in den einzelnen Lebensgemeinschaften sowie der phylogenetischen Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer jeweiligen Gemeinschaft im Abgleich mit aus Nullmodellen erzeugten Zufallsgemeinschaften ermittelt werden. Das Projekt umfasst einen viermonatigen Aufenthalt in Arunachal Pradesh zur Aufsammlung von Käfern über die Höhengradienten zweier Gebirgsausläufer des Himalaya sowie die vergleichende experimentelle Untersuchung der Performanz im Zusammenhang mit (1) dem Beutefang sowie (2) der tarsalen Haftung an der Rajiv Gandhi Universität. Diese Daten sollen vor dem Hintergrund einer molekularen Phylogenie mit Datensätzen zur Morphometrie in Zusammenhang gebracht werden, um den kausalen Zusammenhang zwischen Morphologie, Performanz und Ökologie ermitteln zu können. Die Verknüpfung der hier generierten ökomorphologischen Datensätze mit in früheren Projekten (mitteleuropäische Fauna, 2 Bergregionen Thailands) erarbeiteten soll es ermöglichen, verallgemeinerte Schlussfolgerungen zu ziehen, die auf der Hypothese beruhen, dass sich die Nischendivergenz in unabhängig voneinander besiedelten (disjunkten) zoogeografischen Regionen konvergent wiederholt und zu ähnlichen Ökomorphen und Verteilungen dieser Ökomorphen in lokalen Lebensgemeinschaften geführt hat. Damit könnte an einem Fallbeispiel aus der Gruppe der Insekten plausibilisiert werden, dass die Entfaltung von Ökomorphen im Sinne einer netzartigen (reticulate) adaptiven sowie iterativen konvergenten Radiation verstanden werden kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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