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Die Rolle der morphologischen Bewusstheit für den frühen Schriftspracherwerb – Eine experimentelle Trainingsstudie

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540839352
 
Korrelative Studien zeigen, dass die morphologische Bewusstheit (Bewusstheit über die morphologische Struktur von Wörtern und die Fähigkeit, diese Strukturen zu reflektieren und zu manipulieren) mit dem Schriftspracherwerb in Beziehung steht. Um zu prüfen, ob die morphologische Bewusstheit kausal auf den Schriftspracherwerb einwirkt, sind jedoch zusätzlich experimentelle Trainingsstudien mit Kindern im Vorschulalter erforderlich. Die wenigen bisherigen Trainingsstudien mit Vorschulkindern wurden in verschiedenen Sprachen durchgeführt, keine davon im Deutschen, und haben wichtige Erkenntnisse erbracht. So weisen sie darauf hin, dass die morphologische Bewusstheit bereits im Vorschulalter trainierbar ist, aber dass ein solches Training möglicherweise nur dann einen Transfer auf spätere schriftsprachliche Leistungen zeigt, wenn begleitend zum mündlichen Training der morphologischen Bewusstheit auch Morpheme auf Schriftebene einbezogen werden. Keine dieser Studien erfüllt jedoch alle Anforderungen, um eindeutig klären zu können, ob die morphologische Bewusstheit kausal und spezifisch mit dem Schriftspracherwerb in Beziehung steht. Dies würde gestützt, wenn sich ein Transfer des Trainings auf schriftsprachbezogene und schriftsprachliche Leistungen zeigte, das Muster dieses Transfers den angenommenen kausalen Link zwischen morphologischer Bewusstheit und Schriftsprache widerspiegelte und der Transfer auf andere akademische Leistungen schwächer wäre. Methodische Voraussetzungen wären, dass eine Trainingsgruppe ein rein mündliches Training der morphologischen Bewusstheit (ohne Einbeziehung von Schrift) erhält und dass die teilnehmenden Kinder zu Studienbeginn noch nicht lesen können (vgl. Castles & Coltheart, 2004). Zunächst wird im geplanten Projekt ein Programm zum Training der morphologischen Bewusstheit bei Vorschulkindern entwickelt (zwei Versionen: mit vs. ohne Einbeziehung von Schrift). Dann wird eine experimentelle Trainingsstudie mit zwei Experimentalgruppen (Training der morphologischen Bewusstheit mit vs. ohne Schrift) und einer ungeförderten Kontrollgruppe umgesetzt, an der Kinder im letzten Kindergartenjahr teilnehmen. Kinder, die zu Studienbeginn bereits lesen können, werden aus den Analysen ausgeschlossen. Im Prä- und Posttest (ca. 8 Monate, bzw. ca. 2½ Monate vor Einschulung) werden die morphologische Bewusstheit und weitere kognitive Grundlagen des Schriftspracherwerbs erhoben. Im Follow-up (Ende Klasse 1) werden verschiedene Lese-Rechtschreibleistungen sowie die Mathematikleistung gemessen. Die geplante Studie erlaubt damit zu prüfen, ob die morphologische Bewusstheit kausal und spezifisch auf den Schriftspracherwerb einwirkt. Darüber hinaus ist sie die erste Studie, welche a) die differentielle Wirksamkeit eines vorschulischen Trainings der morphologischen Bewusstheit mit vs. ohne Einbeziehung von Schrift überprüft und b) die Wirksamkeit eines Trainings der morphologischen Bewusstheit im Vorschulalter im Deutschen untersucht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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