Referenzmodell-gestütztes Customizing unter Berücksichtigung unscharfer Daten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die unternehmungsspezifische Adaption von Referenzmodellen ist in der Unternehmungspraxis dadurch charakterisiert, dass Entscheidungsprämissen nicht in Form mathematischer Modelle oder numerischer Werte vorliegen. Entschlüsse sind durch Abwägung und Kreativität gekennzeichnet und werden meist aus unscharfen Bedingungen, wie „geringe Durchlaufzeit“ oder „ho-he Qualität“, abgeleitet. Obwohl die in diesen Prämissen verwendeten Adjektive nicht präzise sind, ist mit ihnen jedoch zur Erfassung einer konkreten Unternehmungssituation zusätzliche und bedeutsame Information verbunden. Für das Referenzmodell-gestützte Customizing besitzen daher verbale Informationen sowie vage formulierte Aussagen, Prämissen, Zielvorstellungen und Restriktionen einen hohen Stellenwert. Die systematische Berücksichtigung unscharfer Daten bei der Adaption von Referenzmodellen gelingt nur, wenn schon die zu adaptierenden Modelle selbst eine Berücksichtigung unscharfer Daten ermöglichen. Gleichwohl liegen zur Integration von Unschärfe in die Unternehmungsmodellierung kaum Forschungsergebnisse vor – eine Werkzeugunterstützung existiert nicht. Gegenstand des Projekts Fuzzy-Customizing ist die Untersuchung der Fuzzy-Set- Theorie-basierten Erweiterung der Unternehmungsmodellierung als Grundlage zur Entwicklung einer Methodik sowie zur prototypischen Realisierung eines Werkzeugs zum Referenzmodell-gestützten Customizing unter Berücksichtigung unscharfer Daten. Durch die Berücksichtigung unscharfer Bedingungen und vage formulierter Zielvorstellungen mit Hilfe der Fuzzy-Set-Theorie kann der Anwender, der über das fachliche Prozesswissen verfügt, durch intuitive und einfache linguistische Bewertungen selbst die unternehmungsspezifische Adaption von Referenzmodellen vornehmen. Die Fuzzy-Set- Theorie ermöglicht die Abbildung der erfahrungsgestützten Entscheidungslogik der Geschäfts-prozessverantwortlichen und dadurch eine transparente und nachvollziehbare Unterstützung der Adaptionsentscheidung. Das zu diesem Zweck entwickelte Arbeitsprogramm sieht als Phasen die Entwicklung einer Methodik und eines Werkzeugs zur Unternehmungsmodellierung unter Berücksichtigung unscharfer Daten, die Entwicklung einer Methodik und eines Werkzeugs zum Referenzmodell-gestützten Customizing unter Berücksichtigung unscharfer Daten sowie die Validierung der Ergebnisse und Know-how-Transfer mit 14 Arbeitspaketen vor. Phase 1 besteht aus sechs Arbeitspaketen. Zu Beginn steht in AP1 die Ermittlung der Zwecke, Adressaten und Partizipanten sowie die Analyse charakteristischer Modellierungsvorhaben. In AP2 werden die Unschärfeformen, die im weiteren Verlauf des Vorhabens verwendet werden, identifiziert und klassifiziert. AP3 analysiert die Summe aller Anforderungen an eine Unternehmungsmodellierung, welche die Berücksichtigung unscharfer Daten mit Hilfe der Fuzzy-Theorie erlaubt. Ziel sind verbindlich festgelegte Anforderungen an Methoden zur unscharfen Unternehmensmodellierung, die den Anforderungen an Verständlichkeit, Richtigkeit und Flexibilität bzgl. Änderungen gerecht werden. Die Aufgabe der Klärung der relevanten Begriffe und die Festlegung einer einheitlichen Terminologie bewältigt AP4. Ergebnis des Arbeitspakets ist ein Metamodell zur unscharfen Unternehmungsmodellierung. Es bildet die Grundlage für die Konzeption und Implementierung der Werkzeugkomponente zur Unternehmungsmodellierung unter Berücksichtigung unscharfer Daten in AP5 und AP6. Zur Veranschaulichung der Ergebnisse des Forschungsvorhabens soll anhand einer zu spezifizierenden Problemklasse gezeigt werden, welche Konsequenzen die konzeptionellen Überlegungen haben. Ziel von AP7 als erstes Arbeitspaket der zweiten Projektphase ist die Erstellung eines Referenzmodells, das unscharfe Daten berücksichtigt. In Ergänzung zu AP2 werden in AP8 diejenigen Unschärfeformen charakterisiert, die sich speziell auf die unternehmungsspezifische Adaption von Referenzmodellen beziehen. Dieses Arbeitspaket baut auf den Ergebnissen von AP2 auf und bildet die Grundlage für die Behandlung von Unschärfe im Referenzmodell-gestützten Customizing mit Hilfe der Fuzzy-Set-Theorie. In Analogie zu AP3 hat AP9 zum Ziel, die Summe aller Anforderungen an ein Werkzeug zu definieren, das die Berücksichtigung unscharfer Daten mit Hilfe der Fuzzy-Set-Theorie bei der unternehmungsspezifischen Adaption von Referenzmodellen ermöglicht. Diese Dokumentation erweitert die in AP3 angefertigte Zusammenfassung um die Unschärfeproblematik im Referenzmodell-gestützten Customizing. Hieraus abgeleitet entsteht in AP10 das zentrale Datenmodell des Referenzmodell- gestützten Customizing unter Berücksichtigung unscharfer Daten. Die Strukturen des in diesem Arbeitspaket zu entwickelnden Metamodells erweitern das in AP 4 errichtete Modell und liefern ein Rahmenwerk zur Konzeption (AP11) und Entwicklung des Gesamtsystems (AP12). Projektphase 3 wird schließlich mehrfach durchlaufen. Dabei wird das in den vorangegangenen Arbeitspaketen entwickelte Werkzeug mit Hilfe von Fallbeispielen innerhalb des Anwendungsszenarios erprobt und evaluiert (AP13). Parallel findet das Projektmanagement sowie eine Dokumentation und Verbreitung der Ergebnisse (AP14) statt