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Verhinderung der Ablehnung von einstellungsinkonsistenten Argumenten
Antragsteller
Dr. Kevin Winter
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541068724
Die Gesellschaft ist bei Themen wie Klimawandel, Migration und Gesundheitsmaßnahmen polarisiert. Einstellungen zu solchen kontroversen Themen sind oft schwer zu ändern, weil sie persönlich wichtige Werte betreffen. Wenn Menschen mit einstellungsinkonsistenten Argumenten zu solchen Themen konfrontiert werden, lehnen sie diese häufig ab: sie vermeiden sie von vornherein (d.h. selektive Exposition), bewerten sie als ungültig, schwach oder nicht überzeugend (d.h. Abwertung) oder investieren erhebliche mentale Anstrengungen, um widerlegende Gedanken zu entwickeln (d.h. Gegenargumentation). In diesem Projekt soll eine inhaltsneutrale Strategie untersucht werden, um die Ablehnung von einstellungsinkonsistenten Argumenten durch die Induktion intraindividueller Konflikte zu verhindern. Die Beschäftigung mit intraindividuellen Konflikten erhöht die kognitive Flexibilität und ist mit der Erwägung von Alternativen jenseits der eigenen dominanten Gedanken und Verhaltensweisen verbunden. Ist dieser Verarbeitungsstil erst einmal aktiviert, wird er auf nachfolgende, davon unabhängige Situationen angewandt und reduziert Verzerrungen im Urteil und in der Informationsverarbeitung. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, zu untersuchen, ob und unter welchen Bedingungen die Induktion von intraindividuellen Konflikten eine effektive Strategie ist, um verschiedene Formen der Ablehnung von einstellungsinkonsistenten Argumenten zu kontroversen Themen zu verhindern. Während die Aktivierung eines inhaltsneutralen kognitiven Ablaufs über Konfliktinduktionen dazu beitragen könnte, Formen der Ablehnung zu reduzieren, die ohne besondere mentale Anstrengung auftreten (spontane Ablehnung: selektive Exposition und Abwertung), erscheint es unrealistisch, dass dies ausreicht, um Ablehnung zu verhindern, die unter Bedingungen tiefer Verarbeitung auftritt (kontrollierte Ablehnung: Gegenargumentation und Abwertung). Stattdessen scheint es wahrscheinlich, dass im letzteren Fall die gleichzeitige Aktivierung einer inhaltsneutralen Motivation zur Änderung der eigenen Perspektive notwendig ist. Konfliktinduktionen, die persönlich involvierend (d.h. für das Selbst relevant) sind, könnten eine solche Motivation hervorrufen, weil sie Menschen dazu bringen, ihre eigenen Gedanken und Verhaltensweisen zu persönlich wichtigen Themen zu hinterfragen. Das vorliegende Projekt zielt darauf ab, die Rolle der Involviertheit bei Konfliktinduktionen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf unterschiedliche Ablehnungsstrategien (spontan vs. kontrolliert) zu untersuchen und die möglichen Langzeiteffekte von involvierenden Konfliktinduktionen zu beleuchten. Damit wird das Projekt neue Einsichten in die Mechanismen und Folgen intraindividueller Konflikte liefern und möglicherweise praktische Implikationen ableiten, wie der Ablehnung von einstellungsinkonsistenten Argumenten in öffentlichen Debatten entgegengewirkt werden kann und damit ein Beitrag zum Abbau gesellschaftlicher Polarisierung geleistet werden kann.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen