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Formalismus und Rechtsritual im mittelalterlichen Gerichtsverfahren

Antragstellerin Dr. Rita Sailer (†)
Fachliche Zuordnung Grundlagen des Rechts und der Rechtswissenschaft
Förderung Förderung von 2003 bis 2004
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5412097
 
Gegenstand des Forschungsprojekts ist das mittelalterliche Gerichtsverfahren des 13.-15. Jahrhunderts, das in der rechtshistorischen Literatur allgemein als von Ritualen geprägt und "formalistisch" charakterisiert wird. Der nicht-gelehrte Prozeß der traditionalen Rechtskultur wird dabei meist als archaisch und irrational bewertet und die Rationalisierung des Rechtslebens seit dem 12. Jahrhundert allein mit der Rezeption des römisch-kanonischen Rechts erklärt. Dieses Bild beruht im wesentlichen auf methodisch längst überholten Studien aus dem 19. Jahrhundert. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, Sinngehalte, Funktion und Wirkungsweise des mittellalterlichen Gerichtsverfahrens herauszuarbeiten und den mit der Verschriftlichung des rechts einsetzenden Wandel der Rechtskultur im europäischen Kontext darzustellen. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der sächsischmagdeburgische Rechtskreis, der mit den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels die Möglichkeit bietet, symbolische Formen der Kommunikation im Gerichtsverfahren zu beschreiben und durch eine interdisziplinär-kulturwissenschaftliche Perspektive zu entschlüsseln. Die kontinentaleuropäische Entwicklung vom formal-prozessualen zum materiellen Rechsdenken wird durch einen Vergleich mit der englischen Rechtsentwicklung untersucht, der es ermöglicht, die Strukturen des Rechtsdenkens aufzudecken, die zur Ausbildung unterschiedlicher Rechtssysteme geführt haben.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
 
 

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