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Nationalerziehung und Universalmethode: Globale Diffusionsdynamik und kulturspezifische Aneignungsformen der Bell-Lancaster-Methode im 19. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung Förderung von 2003 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5412159
 
Die globale Ausbreitung der Bell-Lancaster-Methode im 19. Jahrhundert stellt eines der markantesten Beispiele der Internationalisierung eines (schul-) pädagogischen Programms dar. Die nach den englischen Schulmännern Andrew Bell und Joseph Lancaster benannte Methode empfahl sich als angemessene Lösung des grundlegenden unterrichtsorganisatorischen Technologie-Problems, das sich im Zuge der Aufbaus zunehmend inklusiver Elementarschulsysteme stellte. Sie sah vor, in den damals üblichen großen und altersheterogenen Lerngruppen die leistungsstärkeren Schüler systematisch als durch den Lehrer koordinierte Helfer heranzuziehen. Mit diesem kostengünstigen Modell der Unterrichtsorganisation war die Hoffnung verbunden, den Prozess der Einbeziehung Inklusion breiter Segmente der heranwachsenden Altersjahrgänge in institutionalisierte Schulerziehung entscheiden zu fördern. Gestützt wurde die erstaunlich dynamische Dissemination dieses Modells überdies durch politische Rahmenbedingungen: zum einen war sie eingelagert in Prozesse der Nationenbildung, zum anderen war sie aber auch von den imperialistischen Strömungen der Zeit getragen. Gleichwohl ist dieser Vorgang von der historischen Bildungsforschung bislang noch nicht in seiner weltweiten Vernetzung untersucht worden. Das Forschungsvorhaben, das sich als Beitrag zu einer historischen Internationalisierungsforschung versteht, sieht deshalb vor, sowohl die weltumspannende Diffusionsdynamik zu untersuchen als auch die regionalspezifische Rezeption und Transformation sowie das letztliche Scheitern dieses Unterrichtsmodells. Dabei kommen verfahren der kartographischen Visualisierung globaler Netzwerke und Disseminationsprozesse (mit den Methoden und Programmen der Geoinformatik bzw. Netzwerkanalyse) ebenso zum Einsatz wie die Datenerhebung in Archiven und deren komparative Auswertung. Im Unterschied zur Diffusionsanalyse konzentriert sich die Rezeptionsanalyse auf eine aufgrund ihrer jeweiligen Rahmenbedingungen gut begründbare Auswahl von Analyse-Einheiten. Diese umfassen einigre zentrale bzw. semi-periphere Länder Westeuropas (Schleswig, Holstein und Preußen einerseits, Spanien andererseits sowie periphere Gesellschaften proto-kolonialen (Britisch-Indien) bzw. post-kolonialen Zuschnitts (Argentinien).
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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