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Abfall in totalitären Regimen: Recycling in der frühen Sowjetunion. Ukrainischer Kontext

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541235895
 
Dieses Projekt zielt darauf ab, das Abfallrecycling in der frühen Sowjetunion, die Entstehungszeit und die Etablierung dieser Politik zu untersuchen und zu konzeptualisieren. Wir wollen die weit verbreitete Vorstellung widerlegen, dass das Abfallrecycling in der UdSSR nach dem Zweiten Weltkrieg begann, und zeigen, dass in der Sowjetunion bereits in den ersten Tagen ihres Bestehens umfangreiche Abfallwiederverwendungsprogramme durchgeführt wurden. Der Fall der UdSSR veranschaulicht nicht nur die Besonderheiten der Abfallverarbeitung in einem totalitären Regime unter den Bedingungen wirtschaftlicher Knappheit und eingeschränkten Verbrauchs, sondern erlaubt uns auch, die Abfallentsorgungspolitik der UdSSR durch die Brille der Kolonialforschung, der Beziehungen zwischen Zentrum und Peripherie und ihrer Projektion auf die heutigen Beziehungen zwischen einigen postsowjetischen Staaten zu betrachten. Unsere Hypothese besagt, dass während des frühen sowjetischen Abfallregimes verschiedene koloniale sowjetische Praktiken Gestalt annahmen, und eine davon war das Abpumpen von Ressourcen aus der Peripherie. Wir gehen davon aus, dass dies nicht nur für verschiedene natürliche Ressourcen gilt, sondern auch für Abfälle. Wir wollen dies am Beispiel der Ukrainischen SSR aufzeigen. Dieses Projekt eröffnet Perspektiven für die Erforschung regionaler Besonderheiten der Abfallverwertung in der UdSSR, die unser Wissen über diesen Staat vertiefen werden, und für eine vergleichende Analyse der sowjetischen Abfallwirtschaftspolitik mit ähnlichen Aktivitäten in anderen totalitären und nichttotalitären Regimen, die es im Europa des frühen 20. Die zentrale Frage dieser Untersuchung lautet nach wie vor: Welche Rolle spielen Abfälle für das Funktionieren totalitärer Regime? Wie könnten sich Abfälle (ihre Knappheit und ihr Überfluss) auf die Entwicklung der Wirtschaft, der Technologie, der sozialen Beziehungen, der Netzwerke der verschiedenen Akteure und der Konsumkultur auswirken? Das Projekt stützt sich auf bisher unerforschte Dokumente aus ukrainischen Archiven, der sowjetischen wissenschaftlich-populären Literatur und der sowjetischen Presse.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Heike Weber
 
 

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