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The English noun phrase: gradience and change

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2003 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5413224
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In dem vorliegenden Projekt wurde das Phänomen der linguistischen Gradienz zwischen den Funktionen der Determinationen, Modifikation und Klassifikation beispielhaft an der Untersuchung von Konstruktionen mit s-Genitiven (z.B. John's book, women's magazine, fool's errand, the chair's leg, St. Valentine's day, an hour's delay) und Konstruktionen mit nominalen Modifizierern (z.B. stone wall, museum shop, Bush administration, Valentine day, a two-hours delay) untersucht. Dabei konnten wesentliche neue Erkenntnisse sowohl in bezug auf die Beschreibung und die Entwicklung der englischen Nominalphrase als auch in bezug auf das Phänomen der linguistischen Gradienz gewonnen werden. Es konnte gezeigt werden, dass es sich bei Konstruktionen mit s-Genitiven und nominalen Modifizierern nicht um zwei homogene Konstruktionstypen handelt, sondern um sehr heterogene Konstruktionsfamilien, die sich aus mehr und weniger prototypischen Vertretern konstituieren. Es wurden Konstruktionstypen und deren Eigenschaften identifiziert, die bislang keinerlei Beachtung in den Grammatiken des Englischen gefunden haben (z.B. diverse Unterklassen bei deskriptiven Genitiven, die besondere Rolle von s- Genitiven mit temporalen Nomen, onomastische s-Genitive). Bei Nomen+Nomen Konstruktionen ist hervorzuheben, dass in dem vorliegenden Projekt eine Klasse von nominalen Modifizieren mit Determinierer-Funktion neu identifiziert werden konnte (z.B. the Bush administration, the Weaver cars, the Arthur property). Theoretisch lassen sich die Ergebnisse im Hinblick auf aktuelle Theorien zu linguistischer Gradienz (vgl. v.a. Aarts 2004, 2007 und die neueren Arbeiten von Bresnan) einordnen. Zum einen konnte der nach Aarts (2004, 2007) äußerst seltene Fall von Gradienz zwischen zwei Konstruktionstypen nachgewiesen werden, die sich zudem, kontra Aarts, aufgrund von semantischen Überlappungen manifestiert. Anhand einer Merkmalsanalyse konnte gezeigt werden, das sich Gradienz v.a. durch partielle semantische Überlappungen und durch einen 'Mismatch' in der Abbildung semantischer Merkmale auf Konstruktionstypen zeigt. Des weiteren betonen und zeigen die Arbeiten des vorliegenden Projekts die Bedeutung quantitativer empirischer Daten für die Konstituierung und den Nachweis von Gradienz in der Syntax (vgl. auch die neueren Arbeiten von Bresnan). Besonderes Augenmerk galt dabei sogenannten BRÜCKENKONSTRUKTIONEN, also Konstruktionen, die Eigenschaften beider Konstruktionstypen teilen und insofern Evidenz für die postulierte Gradienz darstellen. Brückenkonstruktionen zeichnen sich v.a. dadurch aus, dass sie mit Konstruktionen des anderen Konstruktionstyps variieren können bzw. dass sie ambig zwischen den Lesarten der beiden Konstruktionstypen sind. Zentral für das vorliegende Projekt war daher die empirische Untersuchung eines bislang völlig unbeachteten Typs grammatischer Variation, nämlich der Variation zwischen Konstruktionen mit s-Genitiven und nominalen Modifizierern (Bush's administration vs. fne Bush administration). Dieser Typ von Variation veranschaulicht zugleich einen Sondertyp von grammatischer Variation: Hier handelt es sich nämlich nicht um Variation zwischen zwei distinkten Konstruktionstypen, sondern Variation wird gerade durch die diagnostierte Ähnlichkeit (= Gradienz) zwischen den beiden Konstruktionstypen ermöglicht; eine Ähnlichkeit, die sich z.T. erst historisch herausbildet, wie in weiteren diachronen Korpusstudien gezeigt werden konnte. Generell ist die Bedeutung einer zusätzlichen historischen Perspektive hervorzuheben: die im heutigen Englisch zu beobachtenden Gradienzphänomene lassen sich ohne einen Blick auf ihre historische Entwicklung kaum verstehen. Methodisch innovativ wurde außerdem die Methode des Primings angewendet, um die psychologische Realität der postulierten Gradienz zu testen. Hier konnte jedoch selbst nach diversen experimentellen Studien kein entsprechender Nachweis erbracht werden. Diese Studien erwiesen sich als methodisch schwieriger als ursprünglich angenommen. Es war nicht möglich, eine geeignete Methode zu entwickeln, die für das Primen der untersuchten Konstruktionen sensitiv gewesen wäre. Allerdings konnten bei dieser Arbeit überraschende Zusammenhänge zwischen Priming, Sprachwandel und Evolution identifiziert werden, welche die Basis für vielversprechende Folgeprojekte darstellen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Rosenbach, A, (2007). "On the track of noun+noun constructions in Modern English." In: C. Houswitschka, G. Knappe & A. Müller (Hgg.). Anglistentag 2005 Bamberg: Proceedings of the Conference of the German Association of University Teachers of English, Band XXVII, 543-557. Trier: Wissenschaftlicher Verlag.

  • Rosenbach, A. (2007). "Emerging variation: determiner genitives and noun modifiers in English," English Language and Linguistics 11(1): 143-189.

  • Jäger, Gerhard & A. Rosenbach (2006). "The winner takes it all - almost. Cumulativity in grammatical variation." Linguistics 44(5): 937-971.

  • Rosenbach, A. (2005). "Animacy versus weight as determinants of grammatical variation in English." Language 81 (3): 613-644.

  • Rosenbach, A. (2006). "Descriptive genitives in English: a case study on constructional gradience". English Language and Linguistics 10(1): 77-118.

  • Rosenbach, A. (2007). "Exploring constructions on the web: a case study." In: M. Hundt, N. Nesselhauf & C. Biewer (Hgg.). Corpus Linguistics and the Web, 167-190. Amsterdam: Rodopi.

  • Rosenbach, A. (2008) "Animacy and grammatical variation - findings from English genitive variation". Lingua 118(2): 151-171.

  • Rosenbach, A. (2008). "Language change as cultural evolution - evolutionary approaches to language change." In: R. Eckardt, G. Jäger & T. Veenstra (Hgg.). Language evolution: cognitive and cultural factors (Trends in Linguistics). Berlin: Mouton de Gruyter.

 
 

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