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Mission als Beziehungsgeschichte: Akteure und Übersetzungsräume in der Kapuzinermission im Königreich Kongo (ca. 1645–1715)

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541763046
 
Das historische Königreich Kongo in Westzentralafrika ist bekannt für seine frühe und weitgehend autonome Annahme des Christentums seit dem späten 15. Jahrhundert. Die aktuelle Forschung hat gezeigt, wie fruchtbar Konzepte von Verflechtung sowie von Aneignungs- und Übersetzungsprozessen für die Erforschung des sich herausbildenden kongolesischen Christentums sind. Daran anschließend wendet sich dieses Projekt dem Quellenbestand der Kapuzinermission zu, der vornehmlich zwischen ca. 1645 und 1715 im und über das Königreich Kongo entstand. Im Zentrum des Projekts stehen vier ausgewählte Missionsberichte (Girolamo da Montesarchio (1669), Luca da Caltanissetta (1701), Marcellino d’Atri (1708) und Antonio Zucchelli da Gradisca (1712)), die wir mithilfe einer Kombination von close reading und systematisch-vergleichender Analyse untersuchen. Wir lesen diese Quellen mit einem dezentrierenden Ansatz, indem wir sie als Produkte eines zweifachen Übersetzungsprozesses verstehen. In einem ersten Schritt betrachten wir Interaktionen und Konflikte zwischen missionarischen und indigenen Akteur:innen als Räume kultureller Übersetzung. Indem wir die Positionen verschiedener Akteur:innen aus intersektionaler Perspektive analysieren, möchten wir Aushandlungen von sozialen und religiösen Rollen im Kontext dynamischer Machtverhältnisse verorten. Besonderer Fokus liegt auf Akteur:innen jenseits der Eliten und Räumen jenseits urbaner Zentren, um kritische Fragen des Missionsalltags wie Versorgung, Mobilität und Schutz zu erforschen und in den weiteren Kontext einer Zeit von Bürgerkrieg und tiefgreifendem politischem und sozialem Wandel einzuordnen. In einem zweiten Schritt werden die Missionsberichte als Übersetzungen für europäische Leserschaften analysiert. So verfolgen wir ihre Rezeption im Kapuzinerorden, in der römischen Kurie und außerhalb davon, um lokale Interaktionen mit globalen Verflechtungen zu verbinden und die Rolle dieser Mission im Zusammenhang der Geschichte globaler Christentümer zu erforschen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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