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Vergleich des Politischen Denkens der arabischen Linken im Maghreb on the ground mit der Intellektuellendebatte
Antragsteller
Dr. Valerian Thielicke-Witt
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541767981
Das Projekt widmet sich einem oft vernachlässigten Forschungsbereich: dem Politischen Denken „on the Ground“ und vergleicht diesen mit der Intellektuellendebatte. Letztere steht normalerweise im Analysefokus der Politischen Theorie. Doch man findet reichhaltiges und tiefgründiges Politisches Denken auch außerhalb von Monografien und theoretischen Veröffentlichungen von Intellektuellen oder aus der akademischen Sphäre von Politikwissenschaft und Philosophie. Gerade bei Aktivist:innen im politischen Bereich besteht eine regelmäßige Reflexion eigenen Handelns, weshalb sich dort besondere Innovationen des Politischen Denkens finden können. Doch kann erst ein Vergleich beider aufdecken, ob und welche Quellen und Autor:innen aus der Intellektuellendebatte für die politische Praxis relevant sind. Zwar gibt es schon einige Studien dazu in Europa, doch fand der Arabische Raum bisher wenig Beachtung. Die Forschung beschränkte sich auf einzelne Begriffe oder Fragen. Die arabische Linke hingegen wurde außerhalb der Intellektuellenebene noch nicht systematisch erforscht. Gerade nach den Prozessen des Arabischen Frühling (IS, Migration, Reautokratisierung, Friedensprozess mit Israel) steht die Linke unter einem Anpassungsdruck, der sich auch in ihrem Denken wiederfinden lassen sollte. Hierfür wurde die Methode der belief system Analyse weiterentwickelt, die ein neues qualitatives Analyseverfahren zur Untersuchung von Interviewdaten, die im Rahmen des Projekts erhoben werden sollen, darstellt. Aus forschungspraktischen Gründen und auch um gewisse Faktoren wie unterschiedliche Kolonialerfahrungen auszuklammern, wird sich auf den Maghreb eingegrenzt. Für eine Sicherung der Vergleichbarkeit wird sich daher auf führende Aktivist:innen aus Gewerkschaften und den größten linken Parteien beschränkt, wodurch ein relativ großes qualitatives Datensample entstehen soll (ca. 50 qualitative Interviews), welches im Rahmen guten Forschungsdatenmanagements später zur weiteren Verwendung über Qualiservice der deutschen und internationalen Forscher:innengemeinschaft zur Verfügung gestellt wird. Durch das Sample ist das Projekt in der Lage, die Kenntnis um das Politische Denken der arabischen Linken zu erweitern, wodurch ihr Handeln nachvollziehbarer wird. Das ermöglicht das zentrale Ziel, zu untersuchen, inwieweit das Politische Denken der Linken im arabischen Raum on the ground mit dem Denken der Intellektuellen und Akademia übereinstimmt, bzw. welche Quellen relevant sind. Mithilfe der Ergebnisse werden theoretische Überlegungen über ihren Zusammenhang entwickelt. Auf diese Weise wird ein neuer Forschungsbereich erschlossen, der weitere derartige Vergleiche ermöglicht. Auch wird dadurch ein Beitrag zum Comparative Political Thought im Allgemeinen geleistet, da er einerseits einen neuen Forschungsgegenstand erschließt, als auch seine Debatten methodologisch erweitert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen