Introspektion visueller Migräne-Aura durch interaktiven Zugriff auf systemphysiologische Gestaltparameter einer neuronalen Netzwerksimulation

• Antragsteller: Dr. Markus A. Dahlem
• Fachliche Zuordnung: Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
• Förderung: Förderung von 2004 bis 2010
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5421017

Ein Flimmerskotom ist das typische Erscheinungsbild einer visuellen Migräne-Aura: eine neurologische Reiz- und Ausfallerscheinung, die das halbe Gesichtsfeld vom Zentrum aus einmal durchwandert, dabei an Größe zunimmt und nach ca. 30 Minuten in der Peripherie wieder abklingt. Die Figur besteht aus einem meist nierenförmigen Gesichtsfeldausfall, an dessen konvexem Rand ein komplexes raumzeitliches Zackenmuster auftritt. Die Bedeutung der Aura geht weit über die Migräne hinaus, da sie als Wahrnehmungsäquivalent für die funktionelle Organisation in der menschlichen Großhirnrinde betrachtet wird. Bisher wurde nur von wenigen Experten, die selbst unter der Aura litten, eine Introspektion durchgeführt. Diese zeigten die weitreichende Aussagekraft der Aura auf. So konnte durch sie die Orientierungspräferenz in der pirmären Sehrinde erstmals indirekt beim Menschen nachgewiesen werden. Durch computergestützte Introspektion sollen nun die raum-zeitlichen und geometrischen Merkmale der Aura objektiv erfaßt werden. Dazu werden visuell leicht zugängliche Gestaltkategorien in einem neuronalen Netzwerk implementiert. Das Modell liefert dann zu jeder Kategorie eine Simulation der Aura, die von Probanden bewertet wird. Einfache geometrische Perzepte werden so durch die zu etablierende Methode der interaktiven Introspektion visueller Reizerscheinungen, auf modalitätsspezifische sensorische Aktivierung visueller kortikaler Areale zurückgeführt. Die entstehenden Gestaltkategorien basieren unmittelbar auf der funktionellen Spezialisierung der Sehrinde, so dass deren Beitrag zu einem Perzept untersucht werden kann.

• DFG-Verfahren: Sachbeihilfen