Detailseite
Projekt Druckansicht

Transformationsprozesse bei kurdischen Yeziden in Deutschland aus der Perspektive des Diaspora-Konzeptes

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2004 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5421067
 
Die Yeziden sind eine seit Jahrhunderten verfolgte religiöse Minderheit, die in den kurdischen Gebieten des Irak, Syriens, der Türkei und im Kaukasus beheimatet ist. Seit den 1980er Jahren kam es zu einer verstärkten Migration nach Europa, speziell nach Deutschland, wo inzwischen ca. 30.000 Yeziden leben. Damit änderte sich die Lebenssituation der Yeziden grundlegend. Waren sie in ihrer Heimat eher gehalten, wesentliche Aspekt ihrer Kultur und Religion zu verbergen, so können sie diese im Exil nun zum ersten Mal offen ausleben. Dabei wird der bislang bewährte undogmatische Charakter der Religion, deren Inhalte überwiegend mündlich tradiert wurden, im Zuge der kollektiven Identitätsbildung unter den Bedingungen des Lebens in der Diaspora zum Problem: Einerseits lassen sich wesentliche Bestandteile des yezidischen Glaubenssystems innerhalb einer säkular geprägten Gesellschaft nur schwer weitergeben - auch gegenüber der eigenen zweiten Generation. Andererseits drohen - mit dem Abbruch der Überlieferungskette - wesentliche Aspekte der yezidischen Religion verloren zu gehen. Damit befindet sich die yezidische Gemeinschaft in Deutschland in einer Übergangssituation - einem Schwellenzustand, in dem Neu-Orientierung nicht nur möglich, sondern auch notwendig wird. Es kommt zu Transformationsprozessen yezidischer Kultur und Religion, die im Zuge des Vorhabens systematisch erhoben und im Rückgriff auf das Diaspora-Konzept gedeutet werden sollen. Herkömmliche ethnografische Verfahrensweisen und theoretische Überlegungen, die von seiten der kulturwissenschaftlichen Migrationsforschung entwickelt worden sind, können auf diese Weise für die bisher nur in Ansätzen erfolgte empirische Beschreibung und Analyse des Wandels yezidischer Identität fruchtbar gemacht werden. Durch die politischen Entwicklungen im Irak, in dem die zentralen yezidischen Siedlungsgebiete liegen, hat das bereits seit längerem geplante Forschungsvorhaben eine zusätzliche aktuelle Komponente erhalten. Theoretisch steht den irakischen Yeziden seit dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein die Rückkehr in ihre Heimat offen. Die Erforschung der individuellen und kollektiven Reaktionen auf diese Option verspricht wertvolle Einblicke in die Dynamik und zukünftige Entwicklung von DiasporaGruppen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung