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Kulturgeschichte der Außenpolitik im ausgehenden Zarenreich (1871-1914)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2004 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5421148
 
In diesem Projekt soll untersucht werden, wie zwischen 1871 und 1914 Außenpolitik zwischen Rußland auf der einen Seite und Deutschland und Frankreich auf der anderen Seite als kulturelle Interaktion funktionierte. Anstatt davon auszugehen, daß Außenpolitik einer abstrakten Staatsräson, einer überindividuellen Idee oder dem verhängnisvollen Verlauf der Dinge folgte, wird (wieder) angenommen, daß es die konkreten Menschen - Gesandte, Botschafter, Außenminister, Kaiser - waren, die über Freund und Feind, Krieg und Frieden bestimmten. Allerdings bedeutet dies keine Rückkehr zur Erforschung von Intentionen der "großen Männer", sondern eine Hinwendung zu Repräsentationen und deren Wahrnehmung. Deshalb ist es relevant und längst überfällig, sich von den Makrostrukturen abzuwenden, um zu untersuchen, a) welche eigene kulturelle Fracht und Performanz diese Emissäre mit in die Begegnungen und Verhandlungen brachten und b) welche Vorstellung von ihrem Gegenüber und dessen Darbietung sie entwickelten. Schließlich war die Welt der europäischen Außenpolitik in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg hochformalisiert und unterlag einer strengen Etikette sowie einem eben solchen Protokoll. Dieser Befund soll nicht länger als kunstgeschichtliches oder folkloristisches Beiwerk abgetan, sondern als Repräsentation von Macht und Herrschaft, als Ausdruck von Hoch- oder Geringschätzung ernstgenommen und untersucht werden. Am Ende soll verstehbar werden, wie russische Fremd- und Selbstbilder sowie deren Manifestation in Kleidung, Sprache und Ritualen dazu beitrugen, daß es zu einer immer engeren Zusammenarbeit mit französischen Diplomaten kam, während die Beziehungen zu den Kollegen in Berlin langsam abkühlten. Dafür werden konkurrierende Macht- und Territorialansprüche nicht als natürlich und gegeben an den Ausgangspunkt dieser Studie gestellt, sondern zu ihrem Gegenstand gemacht, um zu klären, wie solche Erbhöfe konstruiert, nach außen dargestellt und in den Habitus eines "natürlichen Anspruchs" gekleidet wurden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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