Multinationale Banken und die Entwicklung des Finanzsektors in Osteuropa
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurden institutionelle Ausgestaltung und wirtschaftspolitische Konsequenzen des Engagements multinationaler Banken in den Transformationsländern Osteuropas sowie die Finanzierungsentscheidung multinationaler Unternehmen untersucht. Die Eintrittsform multinationaler Banken wird maßgeblich beeinflusst von den spezifischen Informations- und Markteintrittskosten der jeweiligen Eintrittsform sowie von der Screening-Effizienz der Banken. Überdies werden Cross Border Lending und Akquisition umso wahrscheinlicher, je weniger entwickelt der Finanzsektor des Gastlandes ist. Interessanterweise entscheiden sich multinationale Banken umso eher für Akquisition, je größer der lokale Bankenmarkt ist. Infolge des Eintritts ausländischer Banken sinken die Anreize heimischer Banken in ihre eigene Effizienz zu investieren mit höheren Spillover-Effekten sowie mit steigendem Wettbewerb. Somit fallen die Investitionsanreize der nationalen Banken im Fall von Marktzutritt über Akquisition höher aus als bei einer Greenfield Investition. Beide Effekte verstärken sich zudem gegenseitig in ihrer negativen Wirkung auf die Investitionsanreize. In ihrer Auswirkung auf die Wohlfahrt des Gastlandes verstärken Wettbewerbseffekte einander, während Spillover- und Wettbewerbseffekte eine sich gegenseitig abschwächende Wirkung entfalten. Die Finanzierungsentscheidung einer multinationalen Investition hängt von der Verteilung der Kontrollrechte ab. Nur wenn die Anreizprobleme des Managements nicht zu groß sind, führen ausländische Direktinvestitionen zu internationalen Kapitalströmen. Auch ein Technologietransfer ist nicht zwingend mit einer ausländischen Direktinvestition verbunden. Vielmehr wird der Investor gerade bei Hochtechnologieproduktionen tendenziell eine lokale Finanzierung wählen. Diese Ergebnisse werden durch eine empirische Analyse anhand der durchgeführten Unternehmensbefragung von deutschen und österreichischen Unternehmen, die in Osteuropa investieren, bestätigt. Die multinationale Unternehmung in Europa reorganisiert sich in flacheren Hierarchien mit mehr Macht für das Humankapital im Unternehmen, um den verstärkten Wettbewerb um hochqualifizierte Arbeitskräfte zu begegnen. Andererseits organisiert sich die multinationale Firma in einer internationalen Wertschöpfungskette neu, um dem verstärkten internationalen Wettbewerb zu begegnen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2008): “Entry of Foreign Banks and Their Impact on Host Countries“, Journal of Comparative Economics, 36(3), S. 430-452
Lehner, Maria und Monika Schnitzer
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(2008): “Financial Development, the Composition and Direction of Capital Flows: Evidence from Panel Data” (mimeo)
Andreev, Ivan
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(2008): “M&A versus Greenfield – Optimal Entry Modes into Markets with Sequential Entry“, in: Topics in Multinational Banking and International Industrial Organisation, S. 47-83
Beermann, Peter
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(2008): “The Effect of Bank Sector Consolidation through M&A on Credit Supply to Small and Medium-Sized Enterprises“, in: Topics in Multinational Banking and International Industrial Organisation, S. 115-156
Beermann, Peter
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(2008): “The New Corporation in Europe”, Bruegel Policy Brief No. 7, September, Brussels
Marin, Dalia
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(2008): “The Organization of Firms in a Global Economy“, Cambridge: Harvard University Press
Helpman, Elhanan, Dalia Marin und Thierry Verdier
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(2008): “When do Banks Follow their Customers Abroad“, in: Topics in Multinational Banking and International Industrial Organisation, S. 84-114
Beermann, Peter
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(2008): „Group versus Individual Lending in Microfinance“, Munich Economics Discussion Paper No. 24
Lehner, Maria
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(2009): “Financial Development, Credit Constrained, Heterogenous Firms, Firms Productivity and Export Status: Evidence from Europe” (mimeo)
Andreev, Ivan
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(2009): ”Power in the Multinational Corporation in Industry Equilibrium”, Economic Theory 38(3), S. 437-464
Marin, Dalia und Thierry Verdier