Detailseite
Schmerz. Zur Literatur- und Medizingeschichte einer Körpererfahrung (1720 bis 1870)
Antragsteller
Professor Dr. Roland Borgards
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2004 bis 2006
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5422622
Das Projekt erprobt einen neuen Zugriff auf die Geschichte des körperlichen Schmerzes. Gegen den Trend zur disziplinären Abgrenzung der "zwei Kulturen" sollen literarische wie medizinische Texte in einen umfassenden wissensgeschichtlichen Zusammenhang gestellt werden. Dies geschieht mit Blick auf die Zeit von 1720 bis 1870, in dem ein vormodernes durch ein modernes Verständnis des Schmerzes abgelöst wird. Nachzeichnen lässt sich dieser Prozess an drei paradigmatischen Szenen: erstens Albrecht von Hallers Forschungen zu Sensibilität und Irritabilität aus dem Jahr 1752 (und in literarischer Hinsicht: das Zeitalter der Empfindsamkeit); zweitens die 1795 einsetzende, unter Medizinern und Juristen vehement geführte Debatte um den Schmerz der Enthauptung (und für die Literatur: die Hinrichtungsgeschichten von Lenz und Schiller über Kleist bis Brentano und Büchner); drittens schließlich die Entdeckung der Äthernarkose im Jahr 1846 (und ihre literarische Version von Hoffmann über Heine bis Storm). Mittels dieser literatur- und wissensgeschichtlichen Doppelperspektive soll der noch nicht hinreichend erforschte historische Zusammenhang von empfindsamer Aufklärung und poetischem Realismus, von aufgeklärter Medizin und positivistischer Physiologie in ein neues Licht gerückt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen