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Drei linienbandkeramische Brunnen aus dem Raum Leipzig: Rekonstruktion von Klima, Umwelt und Wirtschaftsweise im Altneolithikum und Untersuchung der Funde aus organischem Material
Antragsteller
Dr. Thomas Westphalen, seit 9/2007
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung von 2004 bis 2006
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5425186
Die Leipziger Tieflandsbucht ist ein bevorzugter Siedlungsraum. In der Nähe der Ortschaft Eythra bestand eine hinsichtlich ihrer Ausdehnung einzigartige altneolithische Siedlung (mind. 25 ha, ca. 250 Gebäude). Das "Dorf" wurde in der Phase Flomborn (53. Jh.v.Chr.) gegründet und erst am Ende der stichbandkeramischen Zeit (47. Jh.v.Chr.) aufgegeben. Inmitten seiner Bebauung liegen zwei 4,5 m in die Tiefe reichende Brunnen, deren untere Abschnitte über die Jahrtausende hinweg nie trockengefallen waren. So sind neben den gewöhnlichen archäologischen Überresten - Keramikgefäße und Steinartefakte - auch die Holzkonstruktionen der Schächte sowie Geräte und Behälter aus organischem Material überliefert, wodurch sich uns bislang unbekannte Aspekte des altneolithischen Lebens eröffnen; in diesem Zusammenhang zeichnen sich Kontakte zur mesolithischen Bevölkerung ab. Eine weitere inmitten einer mind. 30 Häuser umfassenden Siedlung gelegene Brunnenanlage aus Leipzig-Plaußig wurde im Laufe seiner Nutzung mindestens zweimal erneuert. Die hervorragende Erhaltung von Pollen, Makroresten und Insekten in den Brunnensedimenten ermöglicht Einblicke in Klima und Umwelt an der Wende vom 6. zum 5. vchr. Jtsd. (Atlantikum) und vor allem auch in die Wirtschaftsweise der ersten Ackerbauern. Die bis aufs Jahr genaue Datierung der Bauhölzer - 200 Jahre liegen zwischen dem Bau der drei Brunnen - wird es erlauben, eine Phase des Experimentierens in der noch neuen Wirtschaftsweise (Ackerbau und Viehzucht) nachzuzeichnen und im Anfangsstadium der Seßhaftigkeit das Ausmaß der durch die anthropogenen Eingriffe verursachten Landschaftsveränderungen zu erfassen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemalige Antragstellerin
Dr. Judith Oexle, bis 9/2007