Figurationen des Weiblichen in koptischen hagiographischen Texten - Datenbankprojekt
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ein großer Teil der hagiographischen Texte aus dem Ägypten der byzantinisch-früharabischen Zeit in koptischer Sprache sind auf jene Frauen hin untersucht worden, die, oft namenlos, in einer indirekten Beziehung zu dem männlichen Protagonisten (Asketen, Märtyrer, Heiligen) stehen. Die Aufarbeitung in einer Datenbank legt die Grundlage für eine Erforschung von Rollenverständnis und gesellschaftlicher Konstruktion von Weiblichkeit im Ägypten der Spätantike. Die Datenerhebung bestätigt dabei zunächst Erwartungen wie Erfahrungen aus anderen Quellen des kulturellen Raumes. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen Wundern an Frauen zu Wundern an Männern spiegeln sowohl stereotype Figurationen von Weiblichkeit wider als auch Beziehungen zu sozialen Gegebenheiten. Fruchtbarkeit und Sexualität erscheinen als "Frauenbereich". Unfruchtbarkeit ist in koptischen Texten wie in der Heiligen Schrift ein Frauenproblem. Vergewaltigung und Prostitution gehören zum Themenbereich "Sünde", sie werden nicht in modernen Kategorien von Gewalt, Macht und Selbstbestimmung thematisiert. Geschlecht als soziale Kategorie kann zwar hinter "Status" zurücktreten, die weibliche Erfahrung ist dennoch eingeschränkter ist als die männliche: Männer repräsentieren das gesamte Spektrum der menschlichen Erfahrung, Frauen nur das Spektrum der als typisch weiblich angesehenen Erfahrung.