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Zeitliche Veränderung von Motivationsgewinnen durch Gruppenarbeit

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2004 bis 2016
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5425484
 
Erstellungsjahr 2016

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Hauptziel dieses Forschungsprojekts bestand darin, den zeitlichen Verlauf und die zeitliche Stabilität von motivierenden Effekten von Gruppenarbeit zu spezifizieren. Die Hauptthese lautete, dass motivierende Effekte von Gruppenarbeit aufgrund von kollektivistischen Motiven (soziale Verantwortung gegenüber den übrigen Gruppenmitgliedern) zeitlich stabiler sind als motivierende Effekte von Gruppenarbeit, die lediglich auf individualistischen Motiven basieren (sozialer Vergleich bzw. Wettbewerb). Diese Hauptthese wurde in sieben längsschnittlichen Studien sowohl unter experimentellen Bedingungen im Labor als auch in Feldstudien mit Berufstätigen unterschiedlicher Branchen überprüft. In allen Studien wurde die Anstrengung der untersuchten Personen bei Gruppenarbeit mit ihrer Anstrengung bei Einzelarbeit kontrastiert, um zuverlässige Aussagen über tatsächliche Motivationsgewinne durch Gruppenarbeit treffen zu können. Das Forschungsprojekt baute auf Erkenntnissen und Erfahrungen von zwei vorangegangenen Forschungsprojekten auf und erweiterte diese. So wurden neben verhaltensorientierten Indikatoren (Leistung) und Selbstberichten (u.a. subjektiv erlebte Anstrengung, Stimmung und Beanspruchung) auch psycho-physiologische Kennwerte von Motivation und Beanspruchung erprobt (Endorphin-Ausschüttung und Herzratenvariabilität). Zudem wurden in den Feldstudien erstmalig „within-subject“ Designs eingesetzt (Event Reconstruction Method, Tagebuchverfahren), mit denen unterschiedliche Messzeitpunkte bei denselben Personen über kurze Zeiträume verglichen werden konnten. Die Befunde zeigen, dass Gruppenarbeit tatsächlich zu erhöhter Anstrengung im Vergleich zu Einzelarbeit (bei vergleichbaren Tätigkeiten) führen kann, allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. In den Feldstudien waren Motivationsgewinne in Teams vor allem dann zu beobachten, wenn sich die Befragten für das Teamergebnis verantwortlich gefühlt hatten. Zusätzlich motivierende Effekte von sozialem Vergleich bzw. Wettbewerb im Team ließen sich dagegen nur bei relativ jungen Teams feststellen. In den Laborstudien, in denen die Arbeitsgruppen nur für kurze Zeiträume zusammenarbeiteten, zeigten sich entsprechend motivierende Effekte sowohl von sozialem Vergleich als auch von sozialer Verantwortung. Vermittelnde Mechanismen der festgestellten Motivationsgewinne waren vor allem situativ erlebte Stimmung und situativ erlebte Bedeutsamkeit der Arbeit, während die berücksichtigten psycho-physiologischen Maße keine klaren Zusammenhänge mit den Motivationsgewinnen zeigten. Zusätzlich wurden die beobachteten Motivationsgewinne durch zeitliche Veränderungen in der Verantwortlichkeit im Team sowie durch Reaktionen der übrigen Teammitglieder verstärkt bzw. geschwächt. Zusammen mit den Ergebnissen der beiden vorangegangenen Projekte zum Thema „Motivationsgewinne durch Gruppenarbeit“ bieten die erarbeiteten Forschungsergebnisse vielfältige Ansatzpunkte für ein differenziertes und nachhaltiges Motivationsmanagement in Arbeitsgruppen. Zusätzliche Studien im Rahmen dieses Projekts bestätigten darüber hinaus die beschriebenen Zusammenhänge nicht nur in beruflichen Alltagskontexten sondern auch im Hochleistungssport. Neben der Publikation in internationalen Fachzeitschriften und Herausgeberwerken wurden die Forschungsergebnisse auch bereits in Lehrbuchkapiteln sowie in öffentlichen Medien aufgegriffen (u.a. in der Sendung „Logo - Das Wissenschaftsmagazin“ auf NDR Info).

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2012). “Don’t let the group down”: Facets of instrumentality moderate the motivating effects of groups in a field experiment. European Journal of Social Psychology, 42, 533-538
    Hüffmeier, J., Krumm, S., Kanthak, J. & Hertel, G.
  • (2013). Effort intentions in teams: Effects of task type and teammate performance. Small Group Research, 44(1), 62-88
    Hüffmeier, J., Dietrich, H. & Hertel, G.
  • (2013). Specificity of partner feedback as moderator of group motivation gains in Olympic swimmers. Group Processes and Intergroup Relations, 16, 516-525
    Hüffmeier, J., Kanthak, J. & Hertel, G.
  • (2013). The two sides of competition: Competition-induced effort and affect during intergroup vs. interindividual competition. British Journal of Psychology, 104, 320-338
    Wittchen, M., Krimmel, A., Kohler, M. & Hertel, G.
  • (2014). Social support from fellow group members triggers additional effort in groups. European Journal of Social Psychology, 44, 287–296
    Hüffmeier, J., Wessolowski, K., van Randenborgh, A., Bothin, J., Schmid-Lortzer, N. & Hertel, G.
    (Siehe online unter https://doi.org/10.1002/ejsp.2021)
  • (2014). Teamarbeit: Wirkmechanismen und Rahmenbedingungen. In Schuler, H. & Moser, K. (Hrsg.), Lehrbuch Organisationspsychologie (5. vollständig überarbeitete Auflage, S. 219-262). Bern: Huber Verlag
    Hertel, G. & Hüffmeier, J.
 
 

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