Das Timing der Familiengründung. Determinanten familiären Planungs- und Entscheidungsverhaltens im Lebensverlauf
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Während sich die gegenwärtige öffentliche Diskussion hauptsächlich um das Problem der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um Kinderbetreuung und Elterngeld dreht, bleibt dabei häufig unberücksichtigt, welche Bedeutung die unterschiedlichen Lebensbereiche für den Einzelnen in bestimmten Lebensphasen haben. Eine Vereinfachung der Vereinbarkeit muss aber nicht unbedingt höhere Kinderzahlen zur Folge haben, wenn für die Betroffenen andere Lebensbereiche wichtiger sind. Statt eine Familie zu gründen, so legt der öffentlich diskutierte niedrige Kinderwunsch nahe, konzentrieren sich die jungen Leute auf ihren Beruf und ihre Freizeitaktivitäten. Bisher war es schwierig, das Zusammenspiel von verschiedenen Lebensbereichen genauer zu untersuchen und diese Diskussionsfragen hinreichend zu klären. Zum einen lagen keine geeigneten Daten vor, um diese Fragen statistisch zu untersuchen, zum anderen fehlte die Bewertung von Lebensbereichen in den gebräuchlichsten theoretischen Modellierungen. Das Projekt „Das Timing der Familiengründung" wollte diesen Lücken begegnen und hatte dementsprechend zwei Ziele: Es sollten neue Fragen für Bevölkerungsumfragen entwickelt werden, die die komplizierten Sachverhalte, denen sich Menschen bei der Planung einer Elternschaft gegenübersehen, differenziert genug erfassen können und außerdem sollte ein theoretisches Modell entwickelt werden, das Hypothesen für das Verhalten der Menschen unter Einbezug von Zielen in anderen Lebensbereichen und der subjektiven Bewertung der Bereiche erstellen kann. Es wurden eine Reihe von Frageinstrumenten entwickelt und in ersten Befragungen getestet. Die Rückmeldungen bezeugten die Verständlichkeit der gestellten Fragen. Sie sollen ab Herbst 2008 in der bundesweiten Befragung PAIRFAM eingesetzt werden. Auch die theoretischen Annahmen konnten mithilfe der gewonnen Daten überprüft und bestätigt werden. So konnten neue Erkenntnisse über die Planung einer Elternschaft gewonnen werden. Die zentrale Bedeutung der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Lebensbereichen, wie etwa der Familie, des Berufs und der Freizeit konnte mit den Daten dargelegt werden. Es zeigte sich auch, dass ein entscheidender Punkt bei der Elternschaftsentscheidung von Frauen deren Bereitschaft, sich in ihrem Beruf einzuschränken darstellt. Auch bei diesem Ergebnis wird der enge Zusammenhang zwischen den beiden Bereichen und die wahrgenommene Schwierigkeit, beide im Leben zu vereinbaren, deutlich.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„Ungeplante Schwangerschaften - wider das Ideal der Naturbeherrschung?" 33. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie vom 9.-13. Oktober 2006 in Kassel
Feldhaus, M. & Boehnke, M.
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"Attitudes towards female employment". 4th Latin American Regional Congress of Cross-Cultural Psychology of the International Association for Cross-Cultural Psychology (IACCP), July 6-9, 2007, Mexico City
Boehnke, M.
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"Childlessness & Profession". Herbssttagung des Arbeitskreises "Junge Demographlnnen" am 18./19. Oktober 2007 in Rostock
Maul, K.
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"Das Timing der Familiengründung - Ein Modell der Zielregulierung". Tagung der Sektion "Familiensozioiogie" in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 27./28. September 2007 in Heidelberg
Maul, K., Schröder, T. & Huinink, J.
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"Geschlechtsspezifische Vorstellungen von Erwerbstätigkeit nach der Familiengründung." Workshop: "Wandel der Lebensformen in Deutschland - Ausmaß Ursachen und Konsequenzen in sozialpolitischen Kontext", am 22./25. März 2007 in Rostock
Maul, K.
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"Kinderwunscherhebungen im Vergleich. Mehr Divergenz als Konvergenz". Workshop "Kinderwunschforschung - Messkonzepte und Ergebnisse" am 11. Mai 2007 in Wiesbaden
Boehnke, M. & Huinink, J.
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"Nichterwerbstätige Mütter: Einstellungen zur mütterlichen Erwerbstätigkeit im Ländervergleich". Workshop "Wandel der Lebensformen in Deutschland" am 22./23. März 2007 in Rostock
Boehnke, M & Feldhaus, M.
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"The Timing of Family Formation - A New Approach. Is the timing of parenthood a female decision?" 8th annual conference of the European Sociological Association Glasgow, 3. -6. September, 2007
Schröder, T. & Maul, K.
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(2007). Geplante Kinderlosigkeit? Ein lebensverlaufstheoretisches Entscheidungsmodell. Ein Leben ohne Kinder. Kinderlosigkeit in Deutschland. M. Kreyenfeld and D. Konietzka. Wiesbaden, VS Verlag: 365-400
Schröder, T.
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(2007). Hochschulbildung und Kinderlosigkeit:. Deutsch-deutsche Unterschiede. In: Konietzka, D. & M. Kreyenfeld (Hg.), Kinderlosigkeit in Deutschland. Ein Leben ohne Kinder? Wiesbaden: VS-Verlag
Boehnke, M.
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(2007). Kinder? Vielleicht irgendwann.... Das Timing von Familiengründungen im Lebenslauf in Abhängigkeit vom Bildungsniveau. Saarbrücken: VDM
Maul, K.
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(2007). Männerwelten - Frauenwelten. Dual Career Couples im deutsch-deutschen Vergleich. Saarbrücken: VDM
Boehnke, M.
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"Elternschaftsentscheidung im Spannungsfeld beruflicher und familiärer Planungen". Pairfam-Schwerpunkttagung, 12./13. Juni 2008 in München
Maul, K., Schröder, T. & Huinink, J.
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"Tenaciousness and flexibility in a model of childbearing intentions". XXIX International Conference of Psychology, 20./25. Juli 2008 in Berlin
Maul, K., Schröder, T. & Huinink, J.
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"The Timing of Family Formation - A New Approach". European Population Conference Barcelona, 10. - 12. Juli, 2008
Schröder, T. & Maul, K.
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(2008). Kinderwunsch und Familiengründung: Die Bedeutung von Voraussetzungen und Entscheidungsgrundsätzen. Neuere Entwicklungen in der Beziehungs- und Familienforschung - Vorstudien zum Beziehungs- und Familienentwicklungspanel (PAIRFAM) M. Feldhaus/J. Huinink. Ergon Verlag: 365-400
Huinink, J./T. Schröder/ M. Boehnke
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(2008). Skizzen zu einer Theorie des Lebenslaufs. Rational Choice: Theoretische Analysen und empirische Resultate. A. Diekmann, K. Eichner, P. Schmidt and T. Voss. Wiesbaden, VS Verlag: 291 - 308
Huinink, J. / T. Schröder