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Orchesterinterpretation. Problemgeschichte, Institutsanalyse, Klangforschung
Antragsteller
Dr. Clemens Fanselau
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Förderung
Förderung von 2004 bis 2006
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5427373
Das Orchester stellt ein Ensemble aus - oft solistisch hervortretenden - Spezialisten dar, deren Interpretationsauffassungen es zu vereinheitlichen gilt. Doch der Kult des Star- und Gastdirigenten sowie traditionelle Dirigierlehren vermitteln den Eindruck, das Orchester sei nur ein riesiges Musikinstrument, auf dem der Dirigent als Interpret spiele. Gedankenvolle ausführende Musiker (wie Liszt, Wagner, Scherchen, Furtwängler, Swarowsky) und Gelehrte (Adorno, Dahlhaus) stellten diese Vorurteile zur Orchesterinterpretation in Frage. Komponisten reizten den Nuancenreichtum des Orchesters bis an die Grenzen des Aufführbaren aus und trieben die Problematik der Koordination der Musiker eines oder gar mehrerer Orchester in Werken bewußt auf die Spitze. Mit Methoden der musikalischen Interpretationsforschung (Auswertung aufführungspraktischer Quellen, Interpretationsvergleich, Klangforschung) werden die historischen Transformationen des Verständnisses vom Orchester als einem komplexen sozialen System, einem vielschichtigen Klangkörper und einer fortwährenden kompositorischen Inspirationsquelle dokumentiert, kontextuiert und problematisiert. Darauf aufbauend wird ein neues, tragfähiges Modell eines auf "geteilter Intentionalität" (J. Searle) beruhenden Zusammenwirkens der Musiker - unter Einschluss des Dirigenten - entwickelt und die Voraussetzung für ein differenzierteres Verständnis der Orchesterpraxis der Gegenwart geschaffen.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien