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Das Konzept des moralischen Filters in der situationsbezogenen Analyse von kriminellem Handeln.
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Stefanie Eifler; Professor Mark Stemmler, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Kriminologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 542743908
In der Kriminologie hat die kritische Auseinandersetzung mit handlungstheoretischen Ansätzen dazu geführt, dass schon frühzeitig die Bedeutsamkeit zweier stark miteinander verschränkter Aspekte erkannt wurde, und zwar die Analyse der Einflüsse von Moralität im Rahmen einer situationsbezogenen Analyse von kriminellem Handeln. Der bisherige Forschungsstand lässt bezüglich beider Aspekte Fragen offen, die im Rahmen des geplanten Projekts bearbeitet werden sollen: Im Hinblick auf die Konzeptspezifikation und Operationalisierung von Moralität bleibt unklar, was unter Moralität in Abgrenzung zu Normbindung zu verstehen ist und wie eine theoriegeleitete Messung von Moralität erfolgen kann. Im Hinblick auf die zweistufige Erklärung kriminellen Handelns bleibt unklar, wie beide Stufen theoretisch und empirisch modelliert werden können und wie moralische Akteure dennoch kriminell handeln können. Das geplante Projekt knüpft an die bisherige kriminologische Forschung, vor allem die Situational Action Theory, aber auch an das Modell der Frame-Selektion an und erweitert sie über die oben genannten Punkte. Ziel des Projektes, das soziologische und psychologische Perspektiven in einen interdisziplinären kriminologischen Bezugsrahmen integriert, ist die Analyse der Wirkungsweise eines moralischen Filters im Kontext der Erklärung verschiedener Formen kriminellen Handelns. Hierzu muss das Konstrukt der Moralität zunächst expliziert und operationalisiert werden. Dies erfolgt über die Einbeziehung des moralphilosophischen Diskurses, soziologischer Handlungstheorien und psychologischer Theorien zur Moralentwicklung. Ein besonderer Fokus wird darauf liegen, wie Moralität und Normorientierungen voneinander abgegrenzt werden können. Dazu soll ein faktorieller Survey zur Beurteilung moralischer Situationen entwickelt und eingesetzt werden. Anschließend soll die Wirkungsweise des moralischen Filters in einer weiten Fassung, die es erlaubt, rationale Erwägungen und kognitive Techniken der Rechtfertigung im Filterprozess einzubeziehen, modelliert werden. Dies soll über Neutralisierungstechniken (Sykes & Matza, 1957) und social disengagement (Bandura et al., 1996) geschehen. Durch die Erarbeitung einer stringenten theoretischen und empirischen Modellierung des moralischen Filters, die auch die Möglichkeiten seiner Umgehung beinhaltet und auf einer fundierten Konzeptspezifikation von Moralität beruht, kann das Projekt neue und maßgebliche Erkenntnisse hinsichtlich der Erklärung kriminellen Handelns beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Belgien
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Dr. Ann De Buck; Professor Dr. Lieven Pauwels