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BiTPro - Bilinguale Textproduktion: ein gebrauchsbasierter Ansatz zu sprachlicher Variation in der Übersetzung und im Schreiben in einer Zweitsprache
Antragstellerin
Professorin Dr. Stella Neumann
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 542780701
Wie einzigartig ist das Übersetzen im Vergleich zu anderen Arten der Textproduktion, die die gleichzeitige Aktivierung einer anderen Sprache erfordern? Annahmen über die Besonderheit des Übersetzens werden durch neuere Arbeiten, die Ähnlichkeiten mit der Textproduktion in anderen Sprachkontaktsituationen aufzeigen, in Frage gestellt. Zudem könnten verschiedene Bedingungen der Textproduktion auch unterschiedliche Auswirkungen auf den Schreibprozess haben. Solche Unterschiede sind jedoch nicht konsistent belegt. Die Forschung zum Vergleich verschiedener Textproduktionsarten konzentrierte sich bislang unter anderem aufgrund methodischer Herausforderungen auf einzelne Faktoren. Eine umfassende Untersuchung entscheidender Einflussfaktoren unter Berücksichtigung linguistischer und verhaltensbezogener Perspektiven fehlt somit weiterhin. In diesem Projekt werden die Unterschiede zwischen Übersetzungen und Texten, die ohne Vorlage in einer Fremd- oder Zweitsprache (L2) angefertigt wurden, umfassend untersucht. Das Projekt stützt sich auf einen gebrauchsbasierten Ansatz und berücksichtigt mehrere Faktoren, die systematische probabilistische Variation in der Sprache erzeugen. Diesbezüglich ist die Frage der Übersetzungsrichtung von besonderem Interesse: Sind Übersetzungen in eine L2 Übersetzungen in die Erstsprache (L1) ähnlicher, da beide auf einem Ausgangstext beruhen, oder sind sie Texten ähnlicher, die von Grund auf in der L2 produziert werden, weil beide in einer weniger dominanten Sprache erstellt werden? Ersteres würde Annahmen über die Besonderheit des Übersetzens bekräftigen, während Letzteres nahelegen würde, dass das Übersetzen zur gleichen Gruppe der Sprachvarietäten gehört wie das L2-Schreiben. Zur Beantwortung dieser Frage entwickeln wir einen innovativen, auf unterschiedlichen Methoden beruhenden Ansatz für die Erhebung linguistischer und verhaltensbezogener Daten, der umfassende Vergleichbarkeit erlaubt. Texte in zwei Registern in der L1 Deutsch und der L2 Englisch werden mit einem Keylogger webbasiert von professionellen Übersetzern elizitiert. Der resultierende umfangreiche Datensatz wird einem multifaktoriellen und multivariaten Vergleich von (i) L2>L1-Übersetzung, (ii) L1>L2-Übersetzung und (iii) L2-Schreiben mit (iv) L1-Textproduktion als Referenz unterzogen. In einer linguistischen Makro-Analyse werden mit Geometrisch-Multivariater Analyse Variationsmuster untersucht. Konfirmatorische Mikro-Analysen ausgewählter linguistischer Merkmale geben einen detaillierteren Einblick in die Faktoren, die in den vier verschiedenen Aufgaben sprachliche Entscheidungen beeinflussen. Schließlich werden die Keylogger-Daten analysiert, um im Zusammenspiel mit sprachlichen Mustern aus den vorhergehenden Analysen den Textproduktionsprozess zu erfassen. Über die Beantwortung der oben genannten Fragen hinaus liefern diese Ergebnisse neue Erkenntnisse über den Stellenwert der Übersetzung im Kontext des allgemeinen Sprachgebrauchs.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Belgien, Brasilien, Italien, Niederlande, Norwegen, USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Dr. Fabio Alves; Professorin Dr. Silvia Bernardini; Professorin Dr. Sandra Louise Halverson; Professorin Dr. Haidee Kotze; Professorin Dr. Marie-Aude Lefer; Professor Dr. Gert De Sutter; Professorin Dr. Stefanie Wulff