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Figuren kollektiven Protests in Britischer Literatur and Kultur, 1979-2022: Assembly, People, Multitude

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 542994203
 
In den letzten Jahren hat die anglistische Forschung zurecht auf die zentrale Bedeutung von Prekaritätsnarrativen in der jüngeren Literatur und Kultur Großbritanniens aufmerksam gemacht. Überraschenderweise haben jedoch Inszenierungen von Protestkollektiven—obgleich diese ihre Energien z.T. aus konkreten Prekaritäts- und Vulnerabilisierungerfahrungen beziehen—kaum Aufmerksamkeit erfahren. Mein Projekt will diese Forschungslücke schließen, indem es sich der britischen Literatur sowie britischem Film und Fernsehen der letzten vierzig Jahre zuwendet. In den hier untersuchten Werken wird kollektiver Protest zum einen künstlerisch in Szene gesetzt; zum anderen wollen viele der hier behandelten Autor:innen ihre Werke aber auch selbst als Interventionen innerhalb eines politischen Kräftefeld verstanden wissen. Der chronologische Rahmen des Projekts umfasst die Jahre zwischen 1979 (das Jahr, in dem Margaret Thatcher zur Premierministerin gewählt wurde) und 2022. Somit fokussiert das Projekt die Kernzeit ökonomischer Neoliberalisierung bzw. die aus diesem Prozess erwachsenden gravierenden sozialen Verwerfungen. Untersuchte Werke reichen von literarischen Texten der frühen 1980er Jahre, die bewusst die politische (‘proletarische’) Ästhetik der 1930er Jahre aufgreifen, bis hin zu Werken aktueller Protestliteratur von Romanciers und Lyriker:innen wie z.B. China Miéville, Zadie Smith, David Peace und Sean Bonney. Doch das Projekt nimmt auch Fernsehsendungen und Filme in den Blick—diese reichen etwa von der BBC-Serie „Boys from the Blackstuff“ (1982) und dem Experimentalfilm „Welcome to the Spiv Economy“ (1986) des Newsreel Collective bis hin zu Matthew Warchus’ „Pride“ (2014), der das überraschende Solidaritätskollektiv von Arbeiterklasse und queer movement während des Minenarbeiterstreiks von 1984-5 in den Blick nimmt. Das Projekt fokussiert mit „assembly“, „people“ und „multitude“ drei Ausprägungen politischer Kollektive, die im Untersuchungszeitraum auch zentraler Gegenstand der anglophonen politischen Theorie und der sog. radical theory (z.B. Judith Butler, Michael Hardt, Chantal Mouffe) waren. Die genannten Begriffe bezeichnen Protestkollektive, die sich entweder auf der Ebene der Nation (people) verorten lassen oder die im Sinn lokaler Protestversammlungen (assembly) bzw. vor dem Horizont einer (erwarteten) globalen Protestbewegung (multitude) verstanden werden können. Die genannten theoretischen Arbeiten standen im Untersuchungszeitraum z.T. im Dialog mit den hier untersuchten Primärwerken—sie erlauben es somit, die in den literarischen und kulturellen Artfakten inszenierten Protestformen in ihrer jew. Spezifizität zu fassen und diese zugleich einem kulturhistorisch orientierten Zugang zu öffnen. Die Akzentuierung von “Figuren” im Projekttitel soll dabei die (in der Forschung bereits beobachtete) Bedeutung von ästhetischen bzw. rhetorischen Verfahren bei der Konstitution und Inszenierung von Protestkollektiven gezielt herausstreichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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