Längsschnittliche Auswirkungen von globaler und bereichsspezifischer Anregungsqualität in Familie, Kindergarten und Grundschule auf die Kompetenzentwicklung von Kindern
Final Report Abstract
Das Befundmuster des Teilprojektes 2 spricht für eine differenzierte Betrachtungsweise der pädagogischen Qualität in den Lernumwelten der frühen und mittleren Kindheit. Die Einflussfaktoren zeigen je nach betrachtetem Prozessmaß unterschiedliche Effekte. In Konsequenz stellt sich eine Unterscheidung in eine globale und bereichsspezifische Anregungsqualität als notwendig heraus. In Bezug auf das Qualitätsniveau fällt die globale Anregung mittelmäßig bis hoch aus, wohingegen die Anregung in Literacy und Numeracy in allen Lernumwelten durchweg niedrig(er) bewertet wurde. Das Ergebnis impliziert insbesondere für die bereichsspezifische Anregungsqualität einen Nachholbedarf für die familiale als auch die institutionellen Lernumwelten. Bei der Stabilität des Qualitätsniveaus über die Zeit hinweg wurde deutlich, dass die Stabilität der globalen Anregung in allen Lernumwelten niedrig ausfällt. Die Anregung schriftsprachlicher und mathematischer Kompetenzen ist in den Lernumwelten Familie und Kindergarten in der frühen Kindheit stabiler als in den Grundschuljahren. Insgesamt sind die Umwelten moderat in ihrer Beständigkeit und von Veränderungen über die Zeit hinweg gekennzeichnet. Im Ergebnis lassen sich Beziehungsmuster sowohl zwischen den Strukturen, Orientierungen und Prozessen innerhalb einer Lernumwelt als auch zwischen den Lernumwelten feststellen. Prozesse sind zu einem gewissen Grad von Strukturmerkmalen und pädagogischen Einstellungen abhängig. Die Abhängigkeit unterscheidet sich dabei nach der jeweils betrachteten Dimension. Veränderungen in den Prozessmerkmalen der Kindergärten stehen in einem gewissen Ausmaß mit Veränderungen in strukturellen Bedingungen in Verbindung. Bezogen auf die Zusammenhänge der Qualität über die Lernumwelten hinweg kann folgendes festgehalten werden: Die Erfahrungen, die Kinder in einer Lernumwelt (Kindergarten, Familie, Grundschule) machen, hängen kaum mit den Erfahrungen zusammen, die sie in einer anderen Lernumwelt machen. Eine systematische Kumulation von qualitativ guten oder schlechten Umwelterfahrungen ist damit nicht zu erkennen – mit Ausnahme von Kindern mit Migrationshintergrund. Hier dürfte auch die regionale Klumpung eine Rolle spielen. Hinsichtlich der Qualitätseffekte der drei Lernumwelten Kindergarten, Familie, Grundschule auf die mathematische Kompetenzentwicklung der Kinder zeigt sich zusammenfassend, dass während die Familie die kindlichen Kompetenzen sehr früh zu beeinflussen scheint, der Kindergarten bzw. die Kindergartenqualität die unterschiedlichen Entwicklungsverläufe über die Kindergarten- und sogar darüber hinaus bis in die Schulzeit vorhersagt. Diese langfristigen Auswirkungen zeigen sich zusätzlich zur gleichzeitig erfassten Qualität in der Familie und der Grundschule. Die Qualität bereichsspezifischer Förderung in der Familie scheint dabei generalisierend zu wirken, während die Kindergartenqualität und die Grundschulqualität bereichsspezifische Effekte nahe legen. Darüber hinaus ergaben spezifische Analysen zu Interaktionseffekten der Lernumwelten, dass selbst bei guter Kindergartenqualität wenig Zuwachs auf die kognitiv-leistungsbezogene Entwicklung der Kinder zu erwarten ist, wenn die Stimulation in der Familie gering ist. Aus diesem Grund ist es wichtig, Familien mit niedriger Anregungsqualität, z.B. in Form von Familienbildung, zu unterstützen.
Publications
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