Auswandererbriefe in Ostdeutschland: Inhaltliche Vorbereitung einer digitalen Edition von Briefen deutscher Auswanderer in den USA und Kanada im 19. und 20. Jahrhundert
Zusammenfassung der Projektergebnisse
In Ergänzung der in den 1980er Jahren an der Ruhr-Universität Bochum aufgebauten, ca. 7.000 Briefe deutscher Nordamerikaauswanderer umfassenden Sammlung wurden ca. 3.000 Briefe in Ostdeutschland gesammelt, intensiv bearbeitet und in der Forschungsbibliothek Gotha mit der alten, westdeutschen Sammlung zur "Nordamerikabriefsammlung" ("NABS") zusammengefasst. Damit entstand die weltweit größte Sammlung von Selbstzeugnissen dieser Art, die es mit ihrem Spiegeleffekt – Deutsche waren auch Einwanderer – auf vielfältige Art erlauben, für Toleranz gegenüber Einwanderern und Asylsuchenden in Deutschland zu werben. Es wurde konsequent das Ziel verfolgt, den Erschließungsstandard (Zugänglichkeit, Transkriptionen, biographische und Sacherschließung) des Bochumer Sammelprojekts mindestens zu erreichen. Aufgrund der veränderten technischen Möglichkeiten sind die Briefe der neuen Sammlung alle als Faksimile digital erfasst. Auch die Transkriptionen liegen in digitaler Form vor und sind als Volltext recherchierbar, ebenso wie die Personalbögen. Im Rahmen der Erfassung und Erschließung der eingeworbenen Briefe wurden umfangreiche organisatorische und konzeptionelle Arbeiten sowie Datenbank-, Literatur- und Archivrecherchen durchgeführt. Im Einzelnen gehörten dazu die Erarbeitung der Fragebögen für Einsender und häufig umfangreiche Korrespondenz mit ihnen; die Erstellung von Ordnungs- und Auswahlkriterien; die Betreuung der Transkriptions- und Scanarbeiten; die Erarbeitung eines elektronischen Ablagesystems; die Inhaltserfassung und Identifikation zu klärender Fragen zur Vorbereitung kontextualisierender Recherchearbeiten; die Durchführung solcher Recherchearbeiten in verschiedenen regionalen und überregionalen Archiven in Deutschland und den USA sowie in einschlägigen Datenbanken und Nachschlagewerken. Auf der Grundlage der oben beschriebenen Vorarbeiten kristallisierte sich die im Rahmen eines Folgeprojektes zu edierende und zu interpretierende Briefserie der Auswandererfamilie Bohn als eine in vieler Hinsicht einzigartige Briefserie heraus. Unter den ca. 10.000 Briefen der Nordamerikabriefsammlung in Gotha gibt es keine zweite Briefserie, die (mit großem Abstand) so umfangreich ist (222 Briefe, dazu oral histories und familiengeschichtliche Überlieferungen, z.B. Chroniken), keine, die einen so langen Zeitraum umfasst (1852 – 2005) und keine, die inhaltlich so facettenreich ist und daher im Hinblick auf die intendierte Zusammenführung von sozial- und kulturgeschichtlichen Ansätzen sowie von Makro- und Mikroperspektiven in der Auswandererbriefforschung so gewinnbringend erscheint.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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"The Reconstruction of Life Histories from Immigrant Letters", Paper Presented at the GHI Conference "The Uses of Immigrant Letters", Washington, May 18-19, 2007
Ursula Lehmkuhl