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Evolution und Paläoökologie der lepospondylen Amphibien des mitteleuropäischen Rotliegend (höchstes Karbon - tiefes Perm)

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung von 2004 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5433685
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Großgruppe der lepospondylen Amphibien umfasst sehr unterschiedliche Gruppen, die salamanderähnlichen Microsauria und Nectridea sowie die schlangenähnlichen Aistopoda und Lysorophia. Diese existierten zur Zeit des oberen Karbon und des unteren Perm. Während des unteren Perm, vor ca. 300 bis 290 Millionen Jahren, gab es in Mitteleuropa verschiedene, in Gebirgszüge eingebettete Senken, in denen Fluss- und Seesedimente zur Ablagerung kamen. Diese Ablagerungen werden unter dem Überbegriff Rotliegend zusammengefasst. Das Ziel des Projektes war, die in den Rotliegend-Sedimenten Mitteleuropas überlieferten Lepospondylen-Skelette zu beschreiben und zu rekonstruieren bzw. schon bekannte Arten zu revidieren sowie deren Lebensweise und Entwicklung in Raum und Zeil zu rekonstruieren. Die reichhaltigste Dokumentation gab es in der größten der damaligen Senken, dem Saar-Nahe-Becken, das Teile von Lothringen, die Westpfalz und Rheinhessen umfasste. Zu Beginn der Rotliegend-Zeit (in Remigiusberg- und Altenglan-Formation) gab es dort nur flache Seen, in denen die Tierreste zerfielen und lediglich Einzelknochen erhalten blieben. Mit Hilfe ihrer Wirbel sind nachweisbar: Unbestimmte Microsauria, die Nectridea-Familie Urocordylidae, unbestimmte Lysorophia und die Gattung Phlegethontia der Aistopoda. Auch ein Skelettrest ist schon seit langem aus der Altenglan-Formation bekannt. Dieser wurde nachpräpariert, ausführlich beschrieben und rekonstruiert. Es handelt sich um einen noch unbekannten Microsaurier, der von uns zur neuen Gattung Altenglanerpeton gestellt wird. Die kleinwüchsigen, wasserbewohnenden Lepospondyli verschwanden jedoch zur Zeit der Altenglan-Formation aus den Seen. - Erst wesentlich später zur Zeit der lang anhaltenden Meisenheim-Formation, genauer in deren Untereinheiten M5 und M6, sind wieder Lepospondyli nachweisbar, nun aber in den Ablagerungen tiefer Seen mit kompletten Skeletten. Neben dem Einzelfund des Aistopoden Oestocepholus guettleri sind dies vornehmlich Vertreter der kleinwüchsigen Microsaurier-Gattung Batropetes. Die anatomische Beschreibung und die komplette Rekonstruktion dieser Skelette bilden den Hauptteil des Projektes. Drei verschiedene Unterarten oder Arten sind nachzuweisen: Batropetes Typ A, Batropetes Typ B und Batropetes n.sp. C. Aus der Differenzierung der Bezahnung und des Körperskelettes sowie aus der Erhaltung (Taphonomie) wird geschlossen, dass diese kleinen Amphibien in der Nähe der Seen lebten, wo sie am Boden nach kleinen Arthropoden und Würmern als Nahrung suchten. Zur Fortpflanzung kamen sie in die Uferzone der Seen, wo sie bei gelegentlichen Katastrophen zusammen mit den Wasserbewohnern getötet wurden. Batropetes gehört zusammen mit den amerikanischen Gattungen Carolla und Quasicaecilia zur Familie Brachystelechidae, die ohne bekannte Vorläufer im unteren Perm auftauchte und danach bald verschwand.- Die Dokumentation des Batropetes dauerte bis an das Ende der Meisenheim-Zeit. Darauf folgte eine Überlieferungslücke. Erst für die Zeit des oberen Rotliegend, in der Wadern-Formation, sind, nur noch mit Einzelknochen, wasserlebende Lepospondylen mit Urocordyliden, Lysorophiden und dem Aistopoden Phlegethontia belegt. Für den Zeitraum des oberen Rotliegend wurden außerdem in dem kleinen Dohlen-Becken bei Dresden zwei Microsaurier mit kompletten Skeletten nachgewiesen nämlich Saxonerpeton geinitzi und Batropetes fritschi. Letzterer könnte ein Nachfahr des Batropetes Typ A/B sein, auch wenn die komputergestützte Verwandtschaftsanalyse nicht direkt dafür spricht. Die Rückkehr über lange Zeit verschwundener Gruppen zur Zeit des oberen Rotliegend wird in Verbindung gebracht mit günstigeren Umweltbedingungen auf Grund einer allmählichen Absenkung der vormals hoch in den Gebirgszügen gelegenen Becken.

 
 

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