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Der spätmittelalterliche Fürst und seine historiographische Darstellung als Krieger, Heerführer und Kriegsherr im süddeutschen, österreichischen und böhmischen Raum

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 543638907
 
Im Mittelpunkt des Projekts steht die narrative Darstellung vom spätmittelalterlichen Fürsten (1250-1517) in ihrer Funktion als Krieger, Heerführer, Kriegsherr in zeitgenössischen historiographischen Werken. Bewaffnete Konfliktführung als »herrschaftliches Tätigkeitsfeld« von Fürsten spielt bei der historiographischen Darstellung eine zentrale Rolle und hat für die mediävistische Forschung zur Herrschaftspraxis im Spätmittelalter hohe Relevanz. Es werden 47 Werke aus dem süddeutsch-österreichischen und böhmischen Raum als Quellenkorpus zugrunde gelegt. Der gewählte Raum erweist sich als besonders geeignet, da die Quellenlage günstig ist und verschiedene Dynastien (Habsburger, Wittelsbacher, Luxemburger) hier um Macht und Herrschaft konkurrierten. Mit Hilfe von vorstellungsgeschichtlichen und narratologischen Methoden sollen sämtliche Textpassagen, in denen Fürsten als Krieger, Heerführer und Kriegsherren inszeniert werden, in einer Datenbank unter Zuhilfenahme von klar definierten Analyseparametern gesammelt werden. Aufgrund dieser Parameter können systematisch Informationen zur Unterscheidung der Rolle des Fürsten im bewaffneten Konflikt (unmittelbare Beteiligung an Auseinandersetzungen als Krieger, mittelbare Beteiligung als Heerführer, von außen gelenkte Organisation und Finanzierung des Konflikts/Krieges als Kriegsherr), zur Inszenierung des Fürsten im Konfliktfall anhand von verwendeten Symbolen (Krone, Banner etc.) und performativ-rituellen Handlungen (Messe, Festessen etc.), zur Form (Feldschlacht, Belagerung, Verwüstungskrieg) und Legitimation eines Konflikts (genereller Krieg, legitimierte Fehde, illegitime Rachehandlung) gesammelt und analysiert werden. Es sollen also neue kulturwissenschaftliche Fragen zu Motiven und Emotionen der Fürsten zum Tragen kommen. Auch veränderte sich das spätmittelalterliche Kriegswesen durch technische Innovationen (Schießpulver, Festungsbau etc.) und neuartige Strukturen (Söldnerwesen, Rekrutierung) dynamisch innerhalb der 250 Jahre Untersuchungszeit – es steht zu erwarten, dass diese Dynamik sich ebenfalls auf die historiographische Darstellung des Fürsten in Konfliktsituationen niederschlug. Mit den Methoden der Narratologie werden die ausgesuchten Textpassagen einer Analyse nach Relevanz, Erzählmodus, verwendeter Stilmittel etc. unterworfen, um den Stellenwert der einzelnen Stellen im gesamten Narrativ einschätzen und Standarderzählungen von individuellen Herangehensweisen unterscheiden zu können. Das Projekt wird einen wichtigen Beitrag zur Vorstellungsgeschichte von spätmittelalterlicher Herrschaft im Krieg und Konflikt leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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