Deutschland (insbes. Preußen) und China, die frühen Beziehungen von 1848 bis 1911. Untersuchung interkultureller Handlungsmuster in Politik, Wirtschaft und Kultur auf der Grundlage bisher nicht erschlossener deutscher und chinesischer Akten
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Bezogen auf die Forschung zu den deutsch-chinesischen Beziehungen sind die Ergebnisse des Projektes in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung. Die systematische Sichtung der Dokumentenlage in Beijing und Berlin, die daraufhin erfolgte Absprache möglicher Themen- und Interaktionsfelder, Diskussionen zu diversen Übersetzungsproblemen, die Festlegung der Forschungsbeiträge und schließlich der Austausch von Dokumenten sind entscheidende Arbeitsschritte dieses Forschungsprojektes. Das Resultat sind zwei umfangreiche Publikationen, die – ebenso entscheidend – in deutscher und chinesischer Sprache erscheinen werden: Ein Dokumentenband (siehe DFG-Projekt Kloosterhuis) und der hier vorgestellte Forschungsband. Ferner erschienen im Kontext des Projektes bereits separat längere Beiträge und darüber hinaus ist die bereits in großen Teilen fertig gestellte umfangreiche Monographie von M. Leutner im Kontext des Projektes einzuordnen. Die Forschungsbeiträge konzentrieren sich teilweise auf bekannte Personen und Themen, die hier aus chinesischer Perspektive neu bearbeitet wurden, wie auch auf weitgehend unbearbeitete Themenfelder, die auf der Grundlage chinesischer und deutscher Quellen erstmals vorgestellt werden. Die Kenntnisse der deutsch-chinesischen Beziehungen werden hierdurch erheblich erweitert, da die Beiträge auch zwischen und hinter die offensichtlichen Kommunikationsmuster von Interaktion, Kooperation und Widerstand blicken. Chinas Wille zur aktiven Mitgestaltung der Beziehungen kommt in allen Beiträgen zum Ausdruck, ebenso die zunehmende Bedeutung Deutschlands und seiner Akteure im kolonialen System dieser Jahrzehnte. Insgesamt erwiesen sich die Beziehungen in diesem Zeitraum als außerordentlich komplex und mehrschichtig. Es hat sich gezeigt, dass die Jahrzehnte vor 1897 von deutscher Seite als zielgerichtete und logische Vorbereitung deutscher Expansion zu sehen sind, ebenso wie von chinesischer Seite immer wieder diplomatische und politische Widerstandsaktionen praktiziert wurden und gleichzeitig auch eine verstärkte Zusammenarbeit – und damit eine Steigerung der Interaktionen auf allen Ebenen – zwischen beiden Staaten zu beobachten ist. Deutlich geworden ist aber auch, dass Deutschlands „Verflechtungen“ in China erst durch eine differenzierte Betrachtung adäquat erfasst werden können. Diplomatische Erfolge und Allianzen in Peking waren pragmatisch ausgehandelt und oftmals das Ergebnis langwieriger Verhandlungen. Auch täuscht das im Vergleich zu den anderen Mächten insgesamt positive Deutschlandbild nicht darüber hinweg, dass China Deutschland als die „kleinere“ imperialistische Großmacht verstand und seine Akteure in Zeiten des zunehmenden Nationalismus entschieden Widerstand zu leisten wussten. Der Fokus auf konkrete Ereignisse und Personen, Verhandlungsabläufe, individuelle Handlungen und Spielräume rückt die unterschiedlichen Akteure in den Vordergrund, lässt ihre Motive, Interessen, Strategien und Entscheidungen erfahrbar werden, in Deutschland ebenso wie in China, in der Hauptstadt ebenso wie an der Peripherie.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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„ZhongDe guanxishi yanjiu, 1996-2005“ (Chinesische Forschungen zur Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen, 1996-2005), in: William C. Kirby, Mechthild Leutner u. Klaus Mühlhahn (Hg.): Global Conjectures: China in Transnational Perspective (Chinese History and Society, Berliner China-Hefte 2006, Vol. 30), S. 121-138
Xu Kai / Xu Jian
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“From Resistance to International Diplomacy: Unwelcome Prussia and the Signing of the First Sino-German Treaty in Tianjin, 1859-1861”, in: Mühlhahn, Klaus (Hg.): The Limits of Empire: New Perspectives on Imperialism in Modern China (Berliner China-Hefte/Chinese History and Society 33), Berlin/Zürich: Lit-Verlag 2008, 9-33
Steen, Andreas
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Preußen, Deutschland und China ; Entwicklungslinien und Akteure ; 1842 - 1911 (Berliner China-Studien; 53), Berlin ; Münster ; Lit-Verl. ; 2014 ; XVI, 368 S. ISBN: 978-3-643-12487-6
Mechthild Leutner ... (Hg.). Red.: Yang Zhan'ao. Übers.: Andreas Steen und Yang Zhan'ao