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Die Hessischen Hohen Hospitäler - Die Patienten- und Leitungsstruktur einer frühneuzeitlichen Versorgungseinrichtung

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2004 bis 2007
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5436759
 
Die hessischen Hohen Hospitäler (Haina, Merxhausen, Hofheim, Gronau) stellen wegen der differenzierten Unterbringung unterschiedlich Kranker und Befürftiger und ihrer komplexen Organisationsstruktur eine bisher nur unzureichend erforschte sozial- und medizinhistorische Besonderheit der Frühen Neuzeit dar. Ab 1533 als soziale Versorgungseinrichtungen kranker, behinderter, alter oder bedürftiger Dorfbewohner getrennt für Männer und Frauen eingerichtet wurden sie als hessische "Samteinrichtung" bis 1810 zentral geleitet. Ihr umfassender archivalischer Bestand (u.a. Patientenaufnahmeakten, Arzneimittelrechnungen, Schriftverkehr zur Wirtschaftsführung und Gerichtsbarkeit) ist nahezu vollständig erhalten und soll in zwei thematisch sich ergänzenden interdisziplinären Teilprojekten für den Zeitraum zwischen 1700 und 1810 ausgewertet werden. Teilprojekt Professor Aumüller/Marburg: Untersucht werden soll, wie sich der Professionalisierungsprozeß (der Verwaltung) der Hospitäler gestaltete, welche Leitbilder vorherrschten (Caritas/Sozialdisziplinierung) und wie die Verwaltungsbeamten (Obervorsteher und Vögte) dementsprechend handelten, welche konzeptionellen, administrativen und organisatorischen Aufgaben sie diesbezüglich hatten, welches die Voraussetzungen für ihre Berufung waren und wie sich die Aufgaben, Verantwortlichkeiten, Status, finanzielle Situation der Einrichtung, die Attraktivität der Ämter und die medizinische Betreuung änderten. Die sozialgeschichtliche und prosopographische Analyse wird anhand der Rechnungsbücher, der Korrespondenzen der Obervorsteher, der Aufnahmeakten und der Gerichtsprotokolle durchgeführt. Teilprojekt PD Vanja/Kassel: Auf der Basis von Aufnahmevorgängen und weiterer Quellen soll eine facettenreiche Studie über die Insassen der Hospitäler aus sozial- und geschlechtergeschichtlicher Sicht vorgenommen werden. Um den Charakter der Einrichtungen zwischen Versorgungsanstalten für Arme und Krankenhäusern bzw. Heilanstalten zu untersuchen, soll im Detail den Lebensschicksalen und Krankengeschichten der aufgenommenen Pfleglinge in Haina und Merxhausen nachgegangen werden. Eine differenzierte Erfassungsmaske wird sowohl die Recherche persönlicher Daten der einzelnen Insassen als auch die Analyse der die Hospitalaufnahme begleitenden Diskurse von Familienangehörigen, Amtspersonen und der Hilfsbedürftigen selbst ermöglichen. Die beiden Projekte bieten aus der Sicht der Sozial- und Medizingeschichte die Möglichkeit, die Professionalisierung und Medikalisierung in frühneuzeitlichen Hospitälern aus der Sicht der Patienten darzustellen, in Beziehung zu ihrer Struktur und Funktion als Großbetriebe zu setzen und wesentliche Aspekte der Therapiegeschichte mit einzubeziehen, um so eine neue Perspektive der Hospitalgeschichte zu erschließen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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