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Mehrsprachige Teilhabe am Arbeitsmarkt: Wert und Nutzung von Herkunftssprachen in der Erwerbstätigkeit
Antragsteller
Professor Dr. Tobias Schroedler
Fachliche Zuordnung
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 543774739
Das Projekt 'MAriE' (Mehrsprachige Teilhabe am Arbeitsmarkt: Wert und Nutzung von Herkunftssprachen in der Erwerbstätigkeit) beschäftigt sich damit, wie (Herkunfts-)Sprachen in der Erwerbstätigkeit genutzt und welcher Wert ihnen beigemessen wird. Fragen nach dem Nutzen oder dem Wert von Herkunftssprachen (sowie Fremdsprachen) auf dem Arbeitsmarkt werden in verschiedenen Disziplinen auf unterschiedliche Art und Weise erforscht und teilweise im Ergebnis sehr divergierend eingeordnet. In der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung gilt es als weitgehend gesichert, dass das Verfügen über andere Sprachen als die Majoritätssprache meist keinen positiven Einfluss auf Beschäftigungsverhältnisse oder Löhne von Erwerbstätigen hat (mit Ausnahme von Englischkenntnissen). In soziolinguistischen Arbeiten wird die Verwendung von Herkunftssprachen am Arbeitsplatz nuancierter bzw. ambivalenter betrachtet. In unterschiedlichen Arbeiten wird auf Ausnutzungseffekte (auch: Kommodifizierung von Sprache) von Sprachkenntnissen mehrsprachiger Sprecher*innen verwiesen. Systematische Studien zur Nutzung und zum Wert von Herkunftssprachen, die die Situation migrationsbedingt mehrsprachiger Erwerbstätiger beleuchten, gibt es in Deutschland bislang nicht. Gleichzeitig ist aus der aktuellen Situation des deutschen Arbeitsmarkts im Kontext dynamischer Migrations- und Zuzugsprozesse und einem stetig steigenden Fachkräftemangel abzuleiten, dass mehrsprachiges Handeln im beruflichen Kontext in vielen Branchen Realität ist oder zunehmend wird. Basierend auf unterschiedlichen eigenen Vorstudien wird in diesem Projekt zunächst systematisch quantitativ erhoben, wie häufig und zu welchen Zwecken migrationsbedingt mehrsprachige Erwerbstätige ihre herkunftssprachlichen Fähigkeiten im Beruf nutzen. Ferner werden Partizipant*innen gefragt, ob (und wenn ja, welche) persönlichen beruflichen Vorteile durch die Sprachnutzung entstehen oder ob (und wenn ja, welche) arbeitgeberseitigen Zwänge oder (strukturelle) Ausnutzungsmechanismen wirken. Zuletzt werden Aspekte sprachlicher Sicherheit und sprachlichen Wohlbefindens in der beruflichen Kommunikation adressiert. Diese quantitative Erhebung wird durch eine qualitative Gruppendiskussionsstudie im Sinne eines mixed-methods Designs erweitert. Die Gruppendiskussionen dienen komplementär zur Fragebogenerhebung dazu, mit mehrsprachigen Erwerbstätigen äußere und innere Erwartungen hinsichtlich des Einsatzes von Herkunftssprachen im beruflichen Kontext zu erforschen. Ziel des gesamten Projektes ist das Generieren von Wissen einerseits darüber, wie es zu sprachlichen Ausnutzungs-, Ausbeutungs- und Kommodifizierungsmechanismen am deutschen Arbeitsmarkt kommen kann und andererseits darüber, welche Gelingensbedingungen vorherrschen müssen, damit migrationsbedingt mehrsprachige Sprecher*innen eine gerechte Teilhabe am Arbeitsmarkt hinsichtlich der Nutzung ihrer Sprachfertigkeiten erfahren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen