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Die Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft von den 1920er bis in die 1970er Jahre. hier: Enzyme, Hormone, Vitamine. Eine Geschichte der Wirkstoffe im Spiegel der DFG-geförderten Projekte, 1920-1970
Antragstellerin
Professorin Dr. Bettina Wahrig
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2004 bis 2008
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5438260
Ziel des Projektes ist die Erstellung einer Geschichte der von der Notgemeinschaft (NG), dem Reichsforschungsrat (RFR) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsvorhaben im Bereich der Wirkstoffforschung. Aufgezeigt werden soll die historische Dynamik von Experimentalsystemen in dem durch die Forschungsförderung modulierten System von Wissenschaft, Industrie und Staat sowie im Kontext sich wandelnder Körperkonzepte. Wirkstoffe, namentlich Enzyme, Hormone und Vitamine, haben im Laufe des 2o. Jahrhunderts eine zentrale Rolle in einem interdisziplinär strukturierten Forschungsfeld eingenommen. Wissenschaftlich ermittelt, industriell produziert und sozial mobilisiert, sind Wirkstoffe zugleich epistemische und technische Dinge, pharmaindustrielle Waren sowie wirkungsmächtige Metaphern. Die Wirkstoffe sollen selbst zum Ausgang der Analyse genommen werden, um so Experimentalsysteme und transdisziplinäre Forschungsfelder aufzeigen zu können. Von besonderer Bedeutung ist die sich verändernde Rolle der Wirkstoffforschung im Komplex von Wissenschaft, Staat (Militär), Industrie und Forschungsförderung. Die aktive Rolle der Forschungsförderung durch die DFG und deren Funktion als Medium wissenschaftlicher Neuerungen bilden den Fokus der Untersuchung. Bei der DFG-Forschungsförderung im Bereich der Wirkstoffe standen die Jahre bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft im Zeichen anwendungsbezogener Optimierungen und Beeinflussungsexperimente (Hormonisierung, Vitaminisierung). Zugleich wurden aber auch die nobelpreisgewürdigten Forschungen von u.a. Adolf Windaus, Richard Kuhn und Adolf Butenandt von der DFG und der Industrie mischfinanziert. Die molekularbiologische Konzentration auf die Enzymforschung seit den späten fünfziger Jahren wies einen neuartigen Weg ins Innere der Zelle, der die gezielte Kontrolle zellulärer Prozesse durch die Regulation von Enzymen bereithielt. An die Stelle der optimierenden Beeinflussung rückte das Modell der (kybernetischen) Selbststeuerung. Es soll gezeigt werden, wie sich dieser internationale Prozeß unter den spezifischen Bedingungen der deutschen Geschichte und des deutschen Wissenschatssystems vollzog. Bezüglich der Wirkstoffe sollen die jeweils historisch spezifische Förderungspolitik der DFG, die staatliche Einflußnahme in die Förderung, diskursive und semantische Verschiebungen und bio- und körperpolitische Praktiken analysiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Hans-Jörg Rheinberger