Detailseite
Projekt Druckansicht

Neopaganismus im heutigen Griechenland: Glaubenvorstellungen, Praktiken und der symbolische Kampf um Hellenizität/Griechische Identität.

Antragsteller Dr. Efstathios Kessareas
Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 544187013
 
Das vorgeschlagene Forschungsprojekt zielt auf eine systematische Untersuchung der neopaganen Szene im heutigen Griechenland ab, ein Thema, das aus wissenschaftlicher Sicht noch weitgehend unerforscht ist. Dieses vielfältige religiöse Feld besteht aus Akteuren, die sich als legitime Nachfahren der alten Griechen verstehen und eine Wiederherstellung der hellenischen Tradition und Religion im modernen Griechenland anstreben. Die "ethnischen Hellenen", wie sie sich selbst nennen, haben seit den 1990er Jahren religiöse Gruppen und Organisationen gegründet, die den hellenischen Polytheismus und eine damit verbundene Lebensweise als Schlüssel zur Lösung der akuten Krisen propagieren, denen Griechenland und die gesamte Welt heute gegenübersteht. Ihrer Ansicht nach sind diese Krisen das Ergebnis der monotheistischen Religionen und insbesondere dessen, was sie als "jüdisch-christliches Erbe" kategorisch ablehnen. Im Rahmen des Projekts sollen die Glaubensvorstellungen und die rituellen Praktiken dieser Gruppen, ihre Organisationsstruktur, ihre Ästhetik, ihre politischen Präferenzen sowie die bildungsmäßigen und sozioökonomischen Merkmale ihrer Anhängerschaft untersucht werden. Genauer formuliert geht es darum, i) die konfliktreichen Beziehungen zwischen diesen Gruppen und den Hauptproduzenten der vorherrschenden orthodoxen Kultur und der offiziellen Ideologie in Griechenland zu untersuchen, d.h. dem Staat, der Orthodoxen Kirche sowie diversen akademischen Fachdisziplinen (z.B. Philologie, Archäologie); ii) die neopaganen Strategien zu analysieren, um ihre Position in der religiösen Landschaft und in der Gesellschaft zu verbessern (z.B. eine andere Konzeptualisierung der nationalen Identität); iii) ideologischen Einflüssen, Inspirationsquellen (z.B. frühere hellenozentrische Diskurse, östliche Religionen und die New-Age-Bewegung, europäische ideologische Strömungen) sowie Kooperationen zwischen griechischen und internationalen neopaganen Gruppen auf die Spur zu gehen; iv) die Frage nach der "Bekehrung" in der neopaganen Szene, das Verfahren für eine Mitgliedschaft und die Beziehungen der Neopaganen zu den Medien und der Öffentlichkeit zu untersuchen; und v) die Einstellung der Neopaganen zu Tradition und (Post-)Moderne näher zu betrachten und erforschen, wie sie versuchen, die Spannungen zwischen dem Globalen und dem Lokalen sowie dem (Post-)Modernen und dem Traditionellen zu überwinden, die sich durch die Globalisierung, das Wiederaufleben nationalistischer Einstellungen in Krisenzeiten und den technologischen Wandel stark verschärft haben. Um die oben genannten Ziele zu erreichen, wird das Projekt die interpretative Inhaltsanalyse als Hauptmethode und halbstrukturierte Interviews, Fragebögen und Feldforschung als ergänzende Methoden einsetzen. Die Ergebnisse werden einem akademischen sowie nicht-akademischen Publikum durch Blogging, wissenschaftliche Beiträge, die Teilnahme an Konferenzen und die Veröffentlichung einer Monographie zugänglich gemacht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung