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Wenn… dann… Zu einer Geschichte künstlerischer Algorithmen seit 1960

Antragstellerin Aurea Klarskov
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 544239921
 
Das Forschungsvorhaben setzt sich mit künstlerischen Arbeiten seit 1960 auseinander, die durch die Abfolge methodischer Schritte, vorgegebener Setzungen und nachvollziehbarer Regeln entstanden sind. Der Begriff, der diese ästhetische und theoretische Analyse leitet, ist der Algorithmus, der definiert wird als eine endliche Anzahl präzise definierter Handlungsanweisungen zur Lösung eines Problems. Im 21. Jahrhundert ist der Algorithmus im Alltagswortschatz angekommen, die aktuelle Allgegenwärtigkeit des Begriffs lässt ihn jedoch zur Leerstelle werden, die als Projektionsfläche des digitalisierten Lebens dient. Dieser Leerstelle möchte ich mit kunsthistorischer Grundlagenforschung begegnen. Damit schließe ich an die Arbeit an, die die sozialwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Forschung zu Algorithmen schon seit Dekaden leistet. Um die Grundlagen einer algorithmischen Praxis aus kunstwissenschaftlicher Perspektive aufzuarbeiten, setze ich durch drei exemplarische Fallstudien kunsthistorische und geographische Schwerpunkte. Das erste Fallbeispiel ist im US-amerikanischen Kontext ab den 1960er Jahren angesiedelt: Es wird der Einsatz digitaler und analoger Algorithmen im Werk der ungarisch-amerikanischen Künstlerin Agnes Denes untersucht. Teil der Aufarbeitung von Denes’ Praxis und Umfeld ist die künstlerische Rezeption der Kybernetik. Mit dem zweiten Fokus auf die ungarisch-französische Künstlerin Vera Molnár, Pionierin der Computerkunst, untersuche ich die europäischen Netzwerke um den Wissenschaftsphilosophen Max Bense, in dessen Umfeld Experimente zwischen Computertechnologie und Kunst angelegt wurden. Mit dem dritten Schwerpunkt auf die deutsche Konzeptkünstlerin Hanne Darboven fokussiere ich mit Bezug auf die historischen Grundlagen der Informationsverarbeitung (Webstuhl, Lochkarten) den Arbeits- und Produktionsbegriff der algorithmischen Praxis. Methodisch ist die kunsthistorische Vorgeschichte der im 21. Jahrhundert allgegenwärtigen Algorithmen auf Exkurse in die Technik- und Mediengeschichte, in die Wissenschaftsgeschichte sowie in feministische und ökologische Diskurse angewiesen und daher interdisziplinär ausgerichtet. Philosophisch und künstlerisch stehen Fragen nach dem Verhältnis von Determinismus und Kontrolle gegenüber Freiheit, Unbestimmtheit und Zufall auf dem Spiel. Die zweigleisige Herangehensweise, die digitale Algorithmen aber auch eine analoge algorithmische Praxis berücksichtigt, führt nicht nur zu einer vielfältigen Fallsammlung. Sie ermöglicht darüber hinaus ein theoretisch ambitionierteres Profil, als die bloße Beschreibung der künstlerischen Verwendung digitaler Algorithmen. Grundsätzlich, so die These, gibt der Algorithmus Anlass zur Untersuchung der konkreten algorithmischen Praxis und liefert gleichzeitig eine analytische Metapher zur Beschreibung künstlerischer Arbeiten seit dem beginnenden Informationszeitalter.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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