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Einfluss des Polymorphismus des Serotonintransporter-Promoter-Gens auf Effekte selektiver Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer bei experimenteller Panikprovokation

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5442592
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Panikattacken - kurzdauernde Angstzustände, die gehäuft bei der sogenannten Panikstörung vorkommen - können nicht nur bei Panikpatienten, sondern auch bei gesunden Versuchspersonen durch die intravenöse Gabe von Cholecystokinin- Tetrapeptid (CCK-4) ausgelöst werden. Dies ist möglicherweise ein elegantes Untersuchungsmodell, um neue Substanzen zu testen, die anti-panisch wirken könnten. Medikamente erster Wahl bei Panikstörung sind derzeit Antidepressiva, welche selektiv die Wiederaufnahme von Serotonin an den Nervenzellen hemmen, wie z. B. Escitalopram. Diese wurden bislang noch nie im CCK-4-Modell bei Gesunden auf deren anti-panische Wirksamkeit geprüft. Nach 6-wöchiger Vorbehandlung mit 10 mg/Tag Escitalopram (in einem doppelblinden, Placebo-kontrollierten, randomisierten cross-over-Design) wurde 30 gesunden männlichen Probanden jeweils 50 pg CCK-4 zur experimentellen Provokation von Paniksymptomen verabreicht. Diese Versuchspersonen waren genetisch so vorausgesucht, dass jeweils 15 Probanden viel oder wenig Serotonintransporter, am dem Escitalopram wirkt, in den Nervenzellen produzierten. Überraschend war, dass keinerlei Panik-dämpfende Wirkung des Escitaloprams bei den gesunden Probanden (im Gegensatz zu Vorergebnissen bei Panikpatienten) nachzuweisen war. Bei einem der Teil kollektive (mit der geringeren Produktion des Serotonintransporters) führte CCK-4 nach Escitalopram- im Vergleich zu Placebo-Vorbehandlung sogar zu einer erhöhten (!) Panikantwort auf CCK-4. Enwartet waren stärkere anti-panische Effekte bei dem Teilkollektiv mit der erhöhten Produktion des Transporters. Als Nebenbeobachtung zeigte sich bei der Studie außerdem, dass während der 6-wöchigen Vorbehandlung mit Escitalopram keine verbesserte Stimmung oder geringere Ängstlichkeit bei den gesunden Versuchspersonen auftrat. Unsere Ergebnisse unterstützen nicht die Hoffnung, durch Untersuchungen an gesunden Probanden im CCK-4-Panikmodell neue, bei Angstpatienten antipanische Substanzen herausfiltern zu können. Bei welchen Fragestellungen solche Modelle sinnvoll eingesetzt werden können, sollte weiter geklärt werden. Weiterhin erscheint es nach unseren Daten nicht sinnvoll, als gesunder Mensch als „life style"- Medikament einen selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer einzunehmen, wofür derzeit leider ein „grauer Markt" besteht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Does 5-HTTLPR genotype influence participation in panic challenges? Depress. Anxiety 26 (2008), E68-E7
    C. Demiralay, J. Husemann, W. Koelsch, A. Yassouridis, K. Wiedemann, M. Kellner
  • No effects of six weeks treatment with escitalopram on mood in healthy volunteers - irrespective of genotype for the promoter of the serotonin transporter. Psychiatry Res. 161 (2008), 339-343
    M. Kellner, C. Demiralay, C. Muhtz, J. Husemann, W. Kölsch, C. Hiemke, A. Yassouridis, K. Wiedemann
  • The selective serotonin re-uptake inhibitor escitalopram modulates the panic response to cholecystokinin tetrapeptide in healthy men depending on 5-HTTLPR genotype. J. Psychiatr. Res. 43 (2009), 642-648
    M. Kellner, C. Muhtz, C. Demiralay, J. Husemann, W. Koelsch, A. Yassouridis, K. Wiedemann
 
 

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