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Verhinderung, Restauration und Verbreitung von degradierten Weiden in den feuchten Tropen Ostamazoniens

Fachliche Zuordnung Ökologie der Landnutzung
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5443105
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Missmanagement und geringes Investitionsengagement sind die Hauptgründe für die schnelle Degradation von Rinderweiden vor allem bei Kleinbauern in der Bragantinaregion im Nordosten Amazoniens. Durch diese Faktoren und durch Nachlässigkeit bei der Pflege von Weiden resultiert ein starker Leistungsabfall nach nur wenigen Jahren, der sich besonders in ausgelaugten Böden und Verbuschung mit Sekundärvegetation, welche in Brasilien Capoeira genannt wird, äußert. Doch Grasmonokulturen gelten generell in den biodiversen Feuchten Tropen als nicht adäquat, zumal große Landstriche Amazoniens auch heute noch in solche verwandelt werden. Eine Alternative könnte eine Anreicherung mit Gehölzen auf Weiden sein, zum Beispiel durch multifunktionale Gehölzleguminosen oder der Einbeziehung der Capoeira. Ziel dieses Projektes war es daher die Vorteile und die Rolle dieser Gehölzen in sechs Unterprojekten zu erforschen: In einem Cafeteria-Versuch wurde die relative Schmackhaftigkeit von fünf einheimischen Capoeira-Arten im Vergleich mit zwei etablierten Gehölzfutterleguminosen und drei domestizierten Gartenpflanzen für Rinder getestet. Es stellte sich heraus, dass viele Capoeira-Arten eine vergleichbare Leistung und Schmackhaftigkeit besaßen wie etablierte Futterleguminosen. Einige Arten hatten allerdings bei der Pflanzung auf Weidestandorte Schwierigkeiten sich zu etablieren (Bodenverdichtung). In einem Versuch zum Management von Futterleguminosen wurde die Etablierung und Entwicklung von Cratylia argentea und Flemingio macrophylla auf drei verschiedenen Weidemanagementtypen verglichen. Es stellte sich heraus, dass die Leistung auf einer unangepassten und flexibel gehandhabten Kleinbauernweiden größer war als auf einer typischen Großgrundbesitzerweide oder einer intensiv geführten Weide. Ausschlaggebend waren dabei die längeren Erholungszeiten einer Kleinbauernweide. F. macrophylla zeigte eine deutlich bessere Wuchsleistung als C. argentea. was auf die schlechtere Schmackhaftigkeit der ersten zurückgeführt werden konnte. In einem dritten Versuch wurde eine verbesserte Gras-Capoeiraweide untersucht, welche mit Futterleguminosen angereichen und durch ein wissensintensives und arbeitsextensives Management verbessert wurde. Schafe nutzten dabei die auf den Gras-Capoeiraweiden die wieder aufwachsende Capoeira besser als Rinder und die Gewichtszunahme bei Rindern sollte durch die Gehölze gesteigert werden können. Im vierten Versuch wurden Ökosystem-Service-Leistungen von Schweinen und Rindern mit denen von Menschen verglichen. Schweine zeigten dabei durchaus vergleichbare Bodenöffnungsarbeiten wie bei Managementmaßnahmen, um eine degradierte Weide schnell wieder in eine Capoeira zurückzufuhren. Der Rindereffekt war trotz Kotdüngung und Eintragung von Capoeirasamen zu vernachlässigen. Im fünften Unterprojekt wurde in drei Behandlungen versucht, verbuschte Weiden kostengünstig zu reaktivieren. Keine der Behandlungen kam allerdings ohne das Nachsäen von Futtergras zu akzeptablen Ergebnissen. Es zeigte sich auch, dass traditionell gebrannte oder gepflügte Flächen im ersten Jahr eine bessere Futtergrasproduktion hatten als gemulchte. Im letzten Unterprojekt wurde versucht die oberirdisch sichtbare Degradierung durch Verbuschung zu nutzen, um degradierende Rinderweiden in der Bragantinaregion mit Satellitenbildern zu klassifizieren und zu quantifizieren. Eine Verschneidung von Landsat-TM-Bildern mit hoch auflösenden Quickbirds-Szenen verdeutlichte, dass bereits 30% der Region aus Weiden besteht, von denen sich 9% in einem mittleren und 11% in einem starken Zustand von Verbuschung befinden. In den Ergebnisse der sechs Unterprojekte konnte gezeigt werden, dass durch den Gebrauch von Gehölzen in den feuchten Tropen Ostamazoniens Rinderweiden vom Satellitenbild aus erkannt, ökologisch stabilisiert oder restauriert werden können. Büsche und Bäume sollten somit auf amazonischen Weiden angereichert werden, sowohl was die Verhinderung von Degradationsprozessen als auch was eine Regradation angeht. Dies würde dem feucht tropischen Ökosystem eher entsprechen, von dem bekannt ist, dass es seine Nährstoffe eher in seiner oberirdischen Biomasse speichert als im Boden. Eine Ökologische Stabilisierung von Rinderweiden könnte einer weiteren Regenwaldabholzung in Amazonien so entgegenwirken.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2006): Palatability comparison of capoeira, forage legume, and other woody species in a cafeteria trial in Northeastern Pará, Eastern Amazon. Deutscher Tropentag, Bonn
    Hohnwald, S., Camarão, A.P., Rodrigues Filho, J.A., Wollny, C.B.A.
  • (2006): Performance of bushy forage legumes in dynamic smallholder pasture systems of Northeastern Amazon, Brazil, Deutscher Tropentag, Bonn
    Hohnwald, S., Acioli de Abreu, E., da Veiga, J.B., Wollny, C.B.A.
  • (2008): Degraded pasture expansion and its linkage to modelling climate change in north-eastern Pará, Brazil. 10. Österreichischer Klimatag, Wien
    Krummel, T., Hohnwald, S., Erasmi, S., Gerold, G.
  • (2008): Expansion of oil palm plantations and their impact on biodiversity and climate change in north-east Pará, Brazil. Biodiversity Research - Safeguarding the Future, Bonn, May 12-16
    Krummel, T., Banzaf, A., Hohnwald, S., Erasmi, S., Gerold, G.
  • (2008): Satellite-based quantification of different degradation stages through capoeira encroachment on pastures in North-east Pará, Brazil. GTÖ-Tagung, Hohenheim
    Krummel, T., Hohnwald, S., Erasmi, S., Gerold, G.
  • (2008): Woody enrichment of degrading pastures in the north-eastern Amazon - options to avoid, to renovate and to recuperate pastures. GTÖ-Tagung, Hohenheim
    Hohnwald, S., Kato, O.R., Wollny, C.B.A, Gerold, G.
 
 

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